Wie können internationale Innovationsprojekte finanziert werden? Welche Förderprogramme gibt es?

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Wie können internationale Innovationsprojekte finanziert werden? Welche Förderprogramme gibt es?

Unter dem Motto „Internationale Kommerzialisierung sächsischer Innovationen“ findet am 5. März 2015 in Bautzen das futureSAX-Innovationsforum statt. An dem Forum wirkt auch das Enterprise Europe Network (EEN) mit. Das EEN ist das weltweit größte Netzwerk zur Unterstützung von Technologietransfer und internationaler Kooperation mit mehr als 600 Partnern in über 60 Ländern.

In Sachsen ist das EU-Netzwerk durch neun Partner vertreten. Zwei der Vertreter werden beim futureSAX-Innovationsforum Gesprächsrunden beim World Café und einen Workshop moderieren. Der Projektleiter des EEN SACHSEN, Dr. Roland Billing von der AGIL GmbH Leipzig, wird als Tischpate Gesprächsrunden rund um das Thema „Fördermöglichkeiten von Internationalisierungsbestrebungen“ leiten. Marghitta Wieloch von der TU Chemnitz wird den Workshop 4 zum Thema „Internationale Innovationsprojekte finanzieren – Unterstützungsmöglichkeiten des EEN im Bereich EU-Fördermittel“ durchführen. Im aktuellen Interview haben wir

Das Enterprise Europe Network wurde von der Europäischen Kommission zur Unterstützung kleiner und mittlerer Unternehmen initiiert. Welche Aufgaben hat das Netzwerk und welche Ziele verfolgt EEN SACHSEN?

Dr. Roland Billing: Das Enterprise Europe Network hat sich zur Aufgabe gemacht, Unternehmen, vor allem kleine und mittlere Unternehmen (KMU), bei ihren Anstrengungen zur Innovation und Internationalisierung zu unterstützen und gerade den kleinen Unternehmen bei der Kommunikation mit der Europäischen Union eine Stimme zu geben. Das Konsortium EEN SACHSEN zielt darauf ab, die Wettbewerbsfähigkeit der häufig kleinen sächsischen Unternehmen durch Vermittlung von Geschäfts-, Technologie- oder Forschungspartnerschaften mit ausländischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen zu stärken, diesen Unternehmen bei der Erschließung internationaler Märkte zur Seite zu stehen und ihnen den Weg zu Finanzierungsmöglichkeiten für Innovation und Internationalisierung zu weisen.

Sie unterstützen sächsische Unternehmen bei der Antragstellung zu europäischen Förderprogrammen. Im vergangenen Jahr wurde ein neues EU-Förderprogramm eingeführt. HORIZON 2020, so der Name des Programms, vereint die bisherigen Forschungsrahmenprogramme mit dem Rahmenprogramm für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation sowie den Programmen des Europäischen Instituts für Innovation und Technologie. Was ist neu gegenüber den bisherigen EU-Forschungsrahmenprogrammen?

Dr. Roland Billing: Das Rahmenprogramm für Forschung und Innovation HORIZON 2020 unterscheidet sich von seinen Vorgängerprogrammen und auch den meisten technologieorientierten Förderprogrammen des Bundes und des Freistaats dadurch, dass die Förderung nicht an dem Punkt endet, an dem ein funktionsfähiger Prototyp vorliegt. Vielmehr reicht die Förderung durch HORIZON 2020 bis hin zur Umsetzung der Forschungsergebnisse in marktfähige Produkte, Verfahren und Dienstleistungen und zu deren Markteinführung. Darüber hinaus wurde die Antragstellung weitgehend vereinheitlicht und der Zeitraum zwischen Antragstellung und Vertragsabschluss deutlich verkürzt.

Gibt es bei HORIZON 2020 besondere Schwerpunkte? Welche Maßnahmen werden gefördert und welche Anforderungen müssen sächsische Unternehmen bei einer Antragstellung erfüllen?

Dr. Roland Billing: HORIZON 2020 zielt auf Exzellenz der Forschung und Innovation sowie auf die Schaffung von europäischem Mehrwert ab. Dabei setzt das Programm auf die führende Rolle der Industrie und stellt sich insbesondere den gesellschaftlichen Herausforderungen der Zukunft. Idealerweise sollten sächsische Unternehmen, die sich an den Ausschreibungen beteiligen möchten, über ein hohes Innovationspotenzial, eine vertiefte Kenntnis der Märkte und einen ausgeprägten Ehrgeiz zum Wachstum und zur Internationalisierung verfügen.

Welchen Rat geben Sie sächsischen Unternehmern, die sich um eine Förderung aus HORIZON 2020 bewerben wollen?

Dr. Roland Billing: Potenzielle Bewerber für die Teilnahme an HORIZON 2020 sollten sich gründlich über die für sie in Frage kommenden Programme und Ausschreibungen informieren. Dazu steht ihnen in Deutschland mit dem Netzwerk der Nationalen Kontaktstellen HORIZON 2020 und dem Enterprise Europe Network eine ausgezeichnete Infrastruktur kostenfrei zur Verfügung. Ebenfalls kostenfrei bietet das EEN SACHSEN ein individuelles Innovationsmanagement-Audit an, in dessen Ergebnis die Unternehmer ein klares Bild über Stärken, Schwächen und Lücken ihrer internen Innovationsprozesse erhalten und Maßnahmen zur Weiterentwicklung des Innovationsmanagementsystems im Unternehmen abgesteckt werden. Darüber hinaus erhöhen sich erfahrungsgemäß die Erfolgschancen, wenn bei der Antragstellung professionelle Beratung in Anspruch genommen wird. Seit kurzem können diese Beratungsleistungen im Freistaat Sachsen durch die HORIZON-2020-Prämie gefördert werden.

Frau Wieloch, auf welche Fördermöglichkeiten können sächsische Unternehmen zusätzlich zurückgreifen, wenn sie Unterstützung für die Finanzierung internationaler Innovationsprojekte benötigen?

Marghitta Wieloch: Auf Fast Track to Innovation (FTI), das darauf abzielt, bahnbrechende Innovationen zeitnah zur Marktreife zu führen. Zu Projektbeginn muss ein Demonstrator bereits vorhanden sein.

Im Rahmen von COSME, dem neuen EU-Programm für Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und KMU, soll der Zugang zur Finanzierung erleichtert werden – in Form einer Bürgschaftsfazilität, welche Darlehen bis zu 150.000 € ermöglichen soll.

EUROSTARS ist ebenfalls nennenswert, es zielt auf die marktnahe Entwicklung eines Produktes, Verfahrens oder einer Dienstleistung unter Beteiligung aus mindestens zwei teilnehmenden Ländern. Die Förderung erfolgt aus nationalen Mitteln. Es gibt, in Abhängigkeit der jeweiligen Vorhaben, noch weitere Fördermöglichkeiten. Wichtig ist zu wissen, dass sowohl die nationalen Kontaktstellen und als auch das Enterprise Europe Network bei allen Fragen potenziellen Antragstellern zur Seite stehen.

Vor welchen aktuellen Herausforderungen stehen Ihrer Meinung nach sächsische klein- und mittelständische Unternehmen, wenn sie ihre Innovation am Weltmarkt etablieren möchten?

Marghitta Wieloch: Die zunehmende Internationalisierung und Globalisierung der Märkte, kürzer werdende Produkt-Lebenszyklen, wachsende Marktsegmentierung, steigende Qualitätsanforderungen und Anforderungen an Umweltverträglichkeit von Produkten und Verfahren gehen mit einem steigenden Innovationstempo einher. Das macht Innovation im Unternehmen zur Daueraufgabe und die entsprechende Qualifikation der Mitarbeiter zum Muss. In vielen Unternehmen wird weder eine kurzfristige noch strategische Personalplanung durchgeführt.

Maßnahmen zur Anpassung an den Qualifikationsbedarf sind meist Neueinstellungen und Weiterbildungsmaßnahmen in Form von Anpassungsqualifizierungen. Diese Strategien basieren auf jungen, belastbaren Mitarbeiterteams. Diese Altersstruktur bei Erwerbstätigen wird es künftig nicht mehr geben. Die Herausforderung besteht also im Meistern der Innovation unter veränderten demographischen Rahmenbedingungen. Bei uns in Sachsen schon jetzt spürbar durch die hohe Abwanderung junger Fachkräfte in Regionen der alten Bundesländer.

Was erwarten oder erhoffen Sie sich persönlich von den Diskussionen und Gesprächen an Ihrem World-Café-Tisch bzw. im Rahmen Ihres Workshops?

Dr. Roland Billing: Ich erhoffe mir bei möglichst vielen Teilnehmern einen nachhaltigen Aha-Effekt. Das betrifft sowohl die Erweiterung der Kenntnisse über Europäische Förderprogramme als auch die realistische Einschätzung der eigenen Erfolgsaussichten.

Marghitta Wieloch: Die Teilnehmer sollten nicht vordergründig eine Finanzierung suchen, sie müssen internationale Kontakte haben wollen, damit sich ein internationales Innovationsprojekt lohnt.

Weitere Informationen zum EEN SACHSEN finden Sie auf www.een-sachsen.eu

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