Sächsische Transfer Roadshow #8 am Fraunhofer IWU
Transfer Roadshow #8, Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen & Umformtechnik
Ein Erfolgsbeispiel für den Weg von der Idee über eine vertrauensvolle Forschungskooperation hin zur marktfähigen Innovation: Johannes Blase vom Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU gab Einblicke in das Transferprojekt „Hochgeschwindigkeits-3D-Druckverfahren – Screw Extrusion Additive Manufacturing (SEAM)“ und führte die zugrunde liegende Technologieneuheit live vor.
Unter dem Motto „Vom Versuchsfeld in den Markt – Mit Highspeed zum wirtschaftlichen 3D-Druck von Großbauteilen“ fand die Sächsische Transfer Roadshow #8 am 24. März 2022 virtuell am Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU statt. Johannes Blase vom Fraunhofer IWU und Marcus Witt, CTO von METROM Mechatronische Maschinen GmbH bzw. Geschäftsführer der 1A Technologie UG, erläuterten die Potenziale des Screw Extrusion Additive Manufacturing (SEAM), einem Hochgeschwindigkeits-3D-Druckverfahren auf Basis von Kunststoffgranulaten. Die Ausführungen zum Technologietransfer, der von der Idee über eine vertrauensvolle Kooperation hin zur marktfähigen Innovation reichte, wurden von einer Live-Demonstration der Technologieneuheit begleitet. In einer Paneldiskussion wurden weitere Möglichkeiten der Kooperation zwischen Wissenschaft in Wirtschaft erörtert.
Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte Marina Heimann, Geschäftsführerin von futureSAX, gemeinsam mit Prof. Welf-Guntram Drossel, geschäftsführender Institutsleiter des Fraunhofer IWU die Teilnehmende. Diese erhielten Einblicke zu Technologien, Prozesse, Systeme und intelligenten Produktionsanlagen, die am Fraunhofer IWU entwickelt werden. Egal ob es sich um abtragende, umformende oder fügende Verfahren handelt, im Sinne der Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz wird dabei stets die gesamte Prozesskette berücksichtigt. Das untersetzte Professor Drossel am Beispiel des neuen Hochgeschindigkeits-3D-Druckverfahrens SEAM. Zum einen ist das System achtmal schneller als der herkömmliche 3D-Druck und zum anderen verarbeitet SEAM statt teurem Filament preisgünstiges Standardgranulat. Auf diese Weise lassen sich auch die Materialkosten extrem senken.
"Es ist ein tolles Gefühl für uns Wissenschaftler, wenn unsere Idee als Produkt an den Markt geht und nicht in der Schublade verschwindet."
Dr. Martin Kausch, Abteilungsleiter am Fraunhofer IWU
Was genau hinter der Technologieneuheit steckt, erläuterte Johannes Blase vom Fraunhofer IWU im anschließenden Impulsvortrag direkt an der Anlage. Die Teilnehmenden der Veranstaltung konnten live mitverfolgen, wie ein Druckprozess gestartet wurde und welcher beeindruckende Baufortschritt innerhalb der Veranstaltungszeit erreicht wurde. Nahtlos knüpfte Marcus Witt, CTO von METROM Mechatronische Maschinen GmbH und nun auch Geschäftsführer der 1A Technologies UG, mit seinem Impuls über den „W/weg von der Entwicklung in die Serie“ an. Er sprach über die ersten Druckversuche bei hohen Geschwindigkeiten durch die Applikation des SEAM an einer Metrom-Hexapod-Kinematik. Schnell war klar welches Potenzial diese Erfindung in einer Serienproduktion haben kann. Das erkannten auch weitere Firmen und beauftragten die Weiterentwicklung der Technologie in ihrem Sinne. Schon kurz darauf wurden Lizenzen, Serienlieferungen und Service von Kunden angefragt und es bedurfte einer unternehmerischen Lösung, um diesen und den notwendigen Entwicklungsarbeiten gleichermaßen nachzukommen.
Die 1A Technologies UG wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IWU gegründet und bildet eine Symbiose aus Entwicklungsdienstleistung durch die Wissenschaftler/-innen des IWU und Industrialisierung durch die unternehmerische Tätigkeit der 1A Technologies. Beide Seiten betonten, wie essenziell der vertrauensvolle Austausch sowie der zielgerichtete Wissens- und Technologietransfer z.B. über Personal und Lizenzverträge für den Erfolg waren und sind. Dadurch werden sie mit SEAM noch viele wirtschaftliche Vorteile für ihre Kunden erschließen können. Schon jetzt seien die Bedarfe bei der Herstellung von Strukturbauteilen, im Vorrichtungs- und Formenbau sowie im Textil-3D-Druck deutlich.
Diese Hypothese wurde auch in der darauffolgenden Paneldiskussion bestätigt. Unter der Moderation von Marina Heimann stellten Unternehmer/-innen, ihre Meinung zu den wirtschaftlichen Potenzialen der Technologieneuheit SEAM vor und über welche Kooperationsform sie diese in ihre Firma überführen möchten.
Susanne Witt, Geschäftsführerin der METROM Mechatronische Maschinen GmbH, verwies auf die regelmäßige und preisgekrönte Zusammenarbeit ihres Unternehmens mit Forschungseinrichtungen. 2019 gab es zum Beispiel den IQ Innovationspreis Mitteldeutschland für SEAM. Auch Dr. Martin Kausch, verantwortlicher Abteilungsleiter am Fraunhofer IWU, erinnert sich gern daran. Er betonte, wie wichtig die Impulse von den Unternehmen über deren technologische und wirtschaftliche Herausforderungen für die Forschenden sind, um Ideen und Erfindungen nicht am Bedarf des Marktes vorbei zu entwickeln.
Das konnte im Rahmen des Panels mit einem weiteren Beispiel untersetzt werden. Die Kompetenzen der ibs Automation GmbH liegen in Steuerungs- und Roboterlösungen, die für eine Endanwendung in Bearbeitungsmaschinen integriert werden, erläuterte der Geschäftsführer Tilo Sigmund. Durch die Kooperation mit der 1A Technologies UG sowie dem Fraunhofer IWU möchte Tilo Sigmund sein Geschäftsfeld erweitern und zukünftig als Anlagenanbieter für roboterbasierte 3D-Druck-Zellen an den Markt gehen. Als Unternehmer weiß er auch, welche Herausforderungen dafür noch zu lösen sind und kann diese gemeinsam mit den Entwickler/-innen zielgerichtet angehen.
"Wir leben davon, dass wir unsere Produkte in enger Zusammenarbeit mit der Forschung weiterentwickeln."
Susanne Witt, Geschäftsführerin der METROM Mechatronische Maschinen GmbH
Michael Krug von der Hübner GmbH & Co. KG sieht die Vorteile des 3D-Drucks auf der Produktseite klar und deutlich, die Etablierung als Produktionstechnologie im Unternehmen scheiterte bisher jedoch an wirtschaftlichen Punkten. Im Rahmen eines Verbundforschungsvorhabens soll in die Zukunft geschaut werden. Wenn mit SEAM nun endlich die Herstellung von Großbauteilen durch Drucken mit wirtschaftlichen Geschwindigkeiten möglich wird, soll sie auch Einzug in die Fertigung von Übergangssystemen von Bussen und Bahnen finden.
Marina Heimann, Geschäftsführerin der Innovationsplattform futureSAX, schloss die Veranstaltung mit einer Zusammenfassung der Möglichkeiten des Technologietransfers am Beispiel der vorgestellten Kooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Angefangen beim Know-How- und Lizenzvertrag, über die Gründung zu Auftrags- und Verbundforschungsprojekten bis zum Transfer über Köpfe wurden den Teilnehmenden der Veranstaltung wertvolle Impulse von Erfahrungsträgern mitgegeben.
Ihr Ansprechpartner bei futureSAX
Michael Kelber
Senior Projektmanager
Technologietransfer
Nach seinem Studium der Architektur war Michael Kelber mehrere Jahre als Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Transferbereich zwischen Wissenschaft und Innovation an der Wissensarchitektur – Laboratory of Knowledge Architecture der Technischen Universität Dresden tätig. Schwerpunkt seiner Forschung und Lehre lag auf den Gebieten des Wissensmanagements und Entrepreneurships sowie der Methodenvermittlung zur Entwicklung von Geschäftsideen und der Ausschöpfung von Innovationspotentialen. Parallel dazu begleitete Herr Kelber ein vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) finanziertes Forschungsprojekt zum Aufbau und zur Vertiefung von Innovationskapazitäten im sächsisch-polnischen Grenzraum. Durch die Teilnahme an internationalen Forschungskonferenzen und dem Akademischen Austausch mit der Waseda Universität in Tokyo sind Herrn Kelber kulturübergreifende Herangehensweisen und Verfahren zur Entwicklung von Forschungsprojekten und Geschäftsideen vertraut. In seiner Freizeit unterstützte er zuletzt in einer aktiven Rolle die Vorbereitungsphase einer Ausgründung und engagiert sich als Ordentliches Mitglied beim Filmverband Sachsen.