Bericht zum futureSAX-Innovationsforum I in Mittweida

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futureSAX-Innovationsforum I: Mensch – Maschine – Mittelstand

Welche innovativen Technologien treiben die intelligente Fertigung voran und unterstützen Energieeffizienz- und Nachhaltigkeitsziele der modernen Industrie? Wie verbessern wir die Mensch-Maschine-Kollaboration in einer automatisierten Arbeitswelt und schaffen menschzentrierte Arbeitsplätze?

Rund 110 Akteure aus Wissenschaft und Wirtschaft diskutieren am 27. März 2025 auf dem futureSAX-Innovationsforum „Mensch – Maschine – Mittelstand“ im Zentrum für Medien und Soziale Arbeit der Hochschule Mittweida wie Industrie 5.0 den sächsischen Mittelstand zukunftsfähig machen kann.

Kulturwandel in der industriellen Produktion

Während Industrie 4.0 die Digitalisierung und Automatisierung der Produktion in den Vordergrund rückt, markiert Industrie 5.0 einen Paradigmenwechsel hin zu einer menschzentrierten und nachhaltigen Fertigung. Statt den Menschen zu ersetzen, zielt die neue industrielle Ära darauf ab, die einzigartigen Fähigkeiten von Mensch und Technologie optimal zu kombinieren sowie wirtschaftlichen Fortschritt mit ökologischer Verantwortung in Einklang zu bringen. Dies spiegelt sich in Konzepten wie dem klimaneutralen Fabrikbetrieb und dem Einsatz digitaler Zwillinge zur Optimierung des Ressourcenverbrauchs wider. Die Gestaltung sozio-technischer Systeme gewinnt an Bedeutung. Neue Ausbildungskonzepte und Arbeitsmodelle werden entwickelt, um Mitarbeiter/-innen auf die Zusammenarbeit mit intelligenten Maschinen vorzubereiten und ihre Fähigkeiten zu erweitern.

Highlights des Veranstaltungstages

Auf dem Pre-Event des Innovationsforums trafen sich die Mitglieder des Sächsischen Unternehmens-Partnernetzwerks unter dem Motto „Erfolgsstrategien für den industriellen Mittelstand“, um Kooperationsmaßnahmen zur Unterstützung sächsischer Industriebetriebe anzubahnen. Partner wie das Regionale Zukunftszentrum Sachsen (c/o RKW Sachsen GmbH), der Impact Hub Dresden mit dem Projekt Impact Tandem, der Energy Saxony ThinkTank, das Innovationscluster Circular Saxony, der Innovationsverbund Maschinenbau Sachsen VEMASinnovativ, die Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH zum Thema Robotik in Sachsen sowie die bsw Bildungswerk der Sächsischen Wirtschaft gGmbH und die IHK Chemnitz, Regionalkammer Mittelsachsen stellten ihre vielfältigen Unterstützungsangebote vor.

Prof. Dr. rer. oec. Volker Tolkmitt, Rektor der Hochschule Mittweida, eröffnete als Gastgeber die Hauptveranstaltung gemeinsam mit der futureSAX-Geschäftsführerin, Susanne Stump. Anschließend legte Frau Dr. habil. Franziska Bocklisch in einer Keynote ihre Zukunftsvision für die menschzentrierte, intelligente Fertigung 2035 dar.

"Wir stehen an der Schwelle zu einer neuen Ära: In der Industrie 5.0 geht es nicht darum, Menschen zu ersetzen, sondern sie zu befähigen. Wir schaffen Mensch-Technik-Systeme, die effizient und im Einklang miteinander zusammenarbeiten, weil jeder seine Stärken einbringt. So gestalten wir die Zukunft der intelligenten Fertigung mit attraktiven Arbeitsplätzen - innovativ, effizient und vor allem menschzentriert."

Dr. habil. Franziska Bocklisch, Gruppenleiterin für „Kognitives Teaming von Mensch und cyberphysischen Produktionssystemen“ am Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU Chemnitz und Abteilungsleiterin für „Human-Cyber-Physical Systems" an der Professur Werkstoff- und Oberflächentechnik der Technischen Universität Chemnitz

Sachsens Industrie im Wandel

Das nachfolgende Diskussionspanel „Sachsens Industrie im Wandel – Herausforderungen meistern, Chancen nutzen!" befasste sich mit der aktuellen Situation und den Zukunftsperspektiven der sächsischen Industrie in einer Zeit großer Veränderungen. Angesichts des Transformationsdrucks in den Bereichen Digitalisierung/Automatisierung, Fachkräftemangel, Energie- und Rohstoffversorgung sowie Klimaschutz steht der industrielle Mittelstand vor bedeutenden Herausforderungen.

  • Der Sächsische Staatssekretär für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Klimaschutz, Thomas Kralinski, sprach über die enge Verflechtung der Wirtschaft mit einer exzellenten Wissenschaftslandschaft über vielfältige Netzwerke und Clusterinitiativen in Sachsen böte aber auch optimale Voraussetzungen für Innovationen und Technologietransfer, die Lösungsansätze hervorbringen. Die Hochschulstadt Mittweida stehe exemplarisch für die hervorragende Zusammenarbeit zwischen dem Bildungssektor und der Wirtschaft für eine bedarfsgerechte Fachkräfteentwicklung.
  • Auch nach volkswirtschaftlicher Einschätzung von Prof. Dr. Volker Tolkmitt, Rektor der Hochschule Mittweida, müsse die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit sächsischer Unternehmen mit technologischen Innovationen adressiert werden. Simulationen, Datenanalyse und KI-gestützten Prozesse sowie Augmented und Virtual Reality seien entscheidend für die Optimierung von Produktionsabläufen, Qualitätskontrollen und Ressourceneffizienz in Unternehmen. An der Hochschule Mittweida werden diese Technologien in Forschungsprojekten praxisnah entwickelt und angewendet, um die industriellen Transformationsprozesse unterstützend zu begleiten.
  • Auch Katrin Hoffmann, Geschäftsführerin des Industrievereins Sachsen 1828 e.V. aus Chemnitz bestätigte, dass die digitale Transformation und die damit verbundenen hohen Investitionskosten viele Unternehmen vor große Herausforderungen stellten. Hinzu kämen die Schwierigkeiten bei der Rekrutierung von Fachkräften, insbesondere in den Bereichen Automatisierung und Künstliche Intelligenz. Sie betonte die Notwendigkeit einer stärkeren Verzahnung zwischen Bildungseinrichtungen und Wirtschaft, um praxisnahe Ausbildung zu fördern. Initiativen wie Makers United für die MINT-Förderung sollen langfristig dazu beitragen, den Fachkräftebedarf zu decken.
  • Undine Schmalfuß, Institutsleiterin des MIKOMI-Instituts für Mittelstandskooperation der Hochschule Mittweida bestätigte die Dringlichkeit, Ausbildungskonzepte auf kontinuierliches Lernen mit einer engen Verzahnung zwischen Industrie und Bildungssektor auszurichten, um sich schnell ändernde Qualifizierungsbedarfe zu adressieren. Die digitale Transformation erfordere nicht nur technologische, sondern auch organisatorische und personelle Anpassungen sowie technologische Innovationen für ein effizientes Wissensmanagement.
  • Lars Georgi, Leiter Netzwerkmanagement, Innovationsverbund Maschinenbau Sachsen VEMASinnovativ aus Chemnitz betonte schließlich die Schlüsselrolle des sächsischen Anlagen- und Maschinenbaus als Investitionsgüterindustrie für den weltweiten Export und die Zukunftsfähigkeit innovativer Sektoren in Sachsen. Es gehe darum, die Wertschöpfung in Sachsen zu halten, um die idealen Kooperationsbedingungen zur Forschungslandschaft für eine schnelle Umsetzung der anstehenden Transformationsprozesse nutzen zu können. Dafür müssten auch regionale Gießereien als Ausgangspunkt der Wertschöpfungskette ihre Energiekosten decken können. Die zunehmende Automatisierung biete eine Antwort auf den Fachkräftemangel in der Region. Roboter können Aufgaben übernehmen, die gefährlich oder körperlich belastend sind, wodurch Arbeitskräfte entlastet werden. Gleichzeitig entstehen neue Arbeitsplätze in der Entwicklung, Wartung und Programmierung von Robotersystemen. Das neue vom Freistaat Sachsen geförderte Innovationscluster Robotics Saxony markiere einen bedeutenden Schritt für die Entwicklung von Robotik und Künstlicher Intelligenz in Sachsen.

Branchenübergreifender Austausch in den Themenwerkstätten

In den drei Themenwerkstätten „Technologieinnovationen“, „Mensch-Technik-Interaktion“ sowie „Ressourceneffizienz & Nachhaltigkeit“ konnten sich die Teilnehmenden zu aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und Entwicklungen aus der Forschung informieren als auch Einblicke in Best-Practice-Projekte sowie zu aktuellen Herausforderungen und Bedarfen des industriellen Mittelstandes gewinnen. Alle Teilnehmenden konnten wertvolle Impulse zum Thema Industrie 5.0 mitnehmen:

  • Themenwerkstatt „Technologieinnovationen“ moderiert von Katrin Hoffmann, Geschäftsführerin des Industrievereins Sachsen 1828 e.V., Chemnitz:
    Zukunftsbild: Flexible Produktionsabläufe werden selbstorganisierend, automatisiert gesteuert. Simulationen realer Produktionsprozesse sowie digitale, selbstlernende Assistenz- und Trainingssysteme helfen dabei, Abläufe zu optimieren und Fehler frühzeitig zu erkennen und erleichtern die Qualifizierung von Mitarbeiter/-innen. Diese werden zunehmend mit Datenanalyse und KI-gestützten Entscheidungsprozessen arbeiten, was Qualitätskontrollen, Nachfrageprognosen und Prozessoptimierungen beschleunigt und verbessert. Dabei müssen sie aber auch mit fortschrittlichen Technologien wie Künstlicher Intelligenz, Robotik und Big Data umgehen können. Neue Nutzungsbasierte Preismodelle im Maschinen- und Anlagenbau ermöglichen Flexibilität für temporäre Anwendungsfälle von Robotik. Die Echtzeitdatenerfassung über einen digitalen Zwilling in der Produktion ermöglichen Mehrwertdienste für den After-Sales-Bereich. Maschinenhersteller werden damit auch zum Software-Entwickler und -Anbieter.
  • Themenwerkstatt „Mensch-Technik-Interaktion“ moderiert von Claudia Gränitz-Kleiber, Leiterin Bildungsberatung und Personalentwicklung, Hochschule Mittweida, MIKOMI | Institut für Mittelstandskooperation:
    Zukunftsbild: Automatisierte Produktions- und Logistikprozesse führen zu neuen Formen der Zusammenarbeit zwischen Menschen und Maschinen. Moderne und einfach handhabbare Robotik-Lösungen adressieren Herausforderungen, wie z. B. sich verkürzende Produktlebenszyklen, Varianzen oder Mitarbeitermangel. Menschen fokussieren sich auf Innovation und kreative Problemlösung, während Roboter und KI repetitive Aufgaben übernehmen oder bei anstrengenden Arbeitsprozessen das Personal entlasten. Die Arbeitsumgebung optimiert die Mensch-Maschine-Zusammenarbeit für hochwertige Jobs. Augmented und Virtual Reality steigern als interaktive Werkzeuge Effizienz und Flexibilität bei reduziertem Ressourceneinsatz. Insbesondere für Nachtschichten und Wochenendarbeit ersetzen künftig Multi-Roboteranwendungen die fehlenden Fachkräfte. Dabei bleibt der Mensch Gestalter (Terminator vs. Iron Man).
  • Themenwerkstatt „Ressourceneffizienz & Nachhaltigkeit“ moderiert von Marcel Vettermann, Chief Strategy Officer, GETT Gerätetechnik GmbH, Treuen:
    Zukunftsbild: Die Fabrik der Zukunft setzt auf umweltfreundliche, ressourcenschonende Betriebsabläufe mit intelligenten Technologien. Echtzeit-Überwachung und automatische Anpassungen minimieren Energieverschwendung. Gleichstromnetze (DC-Fabrik) bieten deutlich geringere Umwandlungsverluste gegenüber AC-Systemen. Auch Wasserstoffbasierte Energiesysteme (H2-Kraftwerk) bieten perspektivisch Energieeinsparpotenziale.
    Retrofitting verlängert die Nutzungsdauer bestehender Anlagen durch moderne Sensoren und IoT-Integration. Der grüne digitale Zwilling wird zum Schlüsselinstrument für Nachhaltigkeit, indem er Produktionsanlagen und -prozesse digital abbildet. Umfassende Datenerfassung ermöglicht präzises Nachhaltigkeits-Reporting, detaillierte Einblicke in Lieferketten und Nachweis der Einhaltung von ESG-Zielen und regulatorischen Standards.

Innovationsschau im Ausstellerbereich

Neben den fachlichen Inhalten bot das Innovationsforum zahlreiche Gelegenheiten zur Vernetzung im Ausstellerbereich. Hier präsentierten sich Lösungsanbieter, Clustervertreter und Forschungsinstitute, unter anderem:

  1. ATEip GmbH
  2. Blockchain-Schaufensterregion Mittweida
  3. Botfellows GmbH
  4. Energy Saxony e.V. I Circular Saxony
  5. Evasive Robotics GmbH
  6. Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV
  7. Grünspecht Vision Labs GmbH
  8. Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden
  9. Hochschule Mittweida & Saxeed
  10. Innovationscluster Robotics Saxony
  11. Impact Hub Dresden I Projekt Impact Tandem
  12. Industrieverein Sachsen 1828 e.V.
  13. Innovationsverbund Maschinenbau Sachsen VEMASinnovativ
  14. MIKOMI | Institut für Mittelstandskooperation, Hochschule Mittweida
  15. Mittelstand-Digital Zentrum Chemnitz (c/o TU Chemnitz)
  16. Mittelstand-Digital Zentrum Handwerk Schaufenster Dresden
  17. N+P Informationssysteme GmbH
  18. Regionales Zukunftszentrum Sachsen c/o RKW Sachsen
  19. SITEC Industrietechnologie GmbH
  20. SpeakSphere GmbH i.G.
  21. SupraTix GmbH
  22. Technische Universität Dresden, Fakultät Maschinenwesen, CIMTT Zentrum für Produktionstechnik und Organisation
  23. Vogler Engineering GmbH
  24. WAKU Robotics GmbH
  25. Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH

Ihre Ansprechpartnerin bei futureSAX

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Christiane Demmler

Projektmanagerin

Wachstum & Skalierung

Nach ihrem Bachelor-Studium in International Business an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden (FH) mit der Vertiefungsrichtung Wirtschaftspolitik war Christiane Demmler zunächst in international agierenden Unternehmen verschiedener Branchen im Assistenzbereich und Controlling tätig. Seit 2013 wirkte sie am Netzwerkaufbau, der Entwicklung und Umsetzung von Services sowie der Projektanbahnung im sächsischen Energie- und Umwelttechnologiecluster Energy Saxony e.V. mit, davon acht Jahre im Rahmen einer Anstellung beim Projektträger VDI/VDE Innovation + Technik GmbH. Netzwerken und Co-Creation sind ihre Leidenschaft. In ihrer Freizeit engagiert sich Christiane als Coach und unterstützt Menschen im persönlichen Wachstumsprozess.

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