futureSAX: Wie kann Wissen durch gezieltes Innovationsmanagement in eine technologische oder soziale Innovation überführt werden, die am Markt Erfolg hat? Nennen Sie uns ein erfolgreiches Beispiel aus dem Fraunhofer IMW.
Prof. Dr. Posselt: Unternehmen, zumindest größere Unternehmen, haben ihr Innovationsmanagement in den letzten Jahren und Jahrzehnten in vielerlei Hinsicht weiterentwickelt, etwa durch die Öffnung des Innovationsprozesses, Stichwort Open Innovation, die strukturierte Beobachtung und das frühzeitige Erkennen von Veränderungen, Potenzialen und relevantem Wissen, Stichwort Scouting, durch immer neue Formen der Kollaboration mit Start-ups und durch neue Formen der Organisation im Inneren der Unternehmen. Alles dient dazu, die Wissensbasis im Unternehmen zu stärken, zu prüfen, ob Entwicklung und Angebot neuer Produkte möglich und sinnvoll sind und schließlich zügig Innovationen, also neue Produkte und Dienstleistungen, anzubieten.
Für mittelständische Unternehmen ist es eine dauerhafte Herausforderung diese Prozesse systematisch zu durchlaufen. Im Fraunhofer IMW tragen wir dazu bei, dass Unternehmen diese Prozesse schneller und zielgerichteter absolvieren können. Indem wir kundenindividuelle Lösungen von der strategischen Frühaufklärung bis hin zur Geschäftsmodellentwicklung anbieten. Unsere Expert/-innen im Bereich der daten- und plattformbasierten Wertschöpfung etwa identifizieren gemeinsam mit sächsischen Mittelständlern die Potenziale anfallender Daten, entwickeln unternehmensspezifische Lösungsansätze und unterstützen bei deren Pilotierung und Skalierung. Beispielhaft zu nennen sind etwa die Entwicklung eines digitalen Messekonzeptes für einen Werkzeuggroßhändler oder die datenbasierte Produktions- und Kapazitätsplanung für einen Textilproduzenten aus Westsachsen.
futureSAX: Welche Bedeutung haben Crowdsourcing und Crowdfunding zur Finanzierung von Innovations- und Transfervorhaben in der Forschung? Oder stehen wir hier noch am Anfang?
Prof. Dr. Posselt: Die Bedeutung von Crowdsourcing und Crowdfunding wird noch deutlich zunehmen. Es sind erprobte Transferinstrumente, die es erlauben, eine große Zahl von Menschen in Bewertungs-, Finanzierungs- und damit letztlich Entscheidungsprozesse einzubeziehen. Damit erreichen wir Partizipation. Daher ist Crowdresearch ein zentrales Forschungsthema für das Fraunhofer IMW. Die Gruppe Innovationsfinanzierung um Dr. Robin Bürger hat hierzu ein Leistungsangebot rund um die Crowd Innovation Plattform (www.crowdinnovation.net) des Fraunhofer IMW entwickelt und eine breite und fachübergreifende Community aufgebaut. Mit dem Prozesswissen, den Erfahrungen dieser Gruppe, aber auch der wissenschaftlichen Reflektion, die dort stattfindet, unterstützen wir Transfer nachdrücklich. Ein Beispiel im Bereich Crowdsourcing sind die Kampagnen zum Thema „Technologie sucht Anwendung“ mit Fraunhofer-Instituten und Leistungszentren. Im Bereich Crowdfunding konnten wir sowohl Fraunhofer-Forschende als auch Start-ups bei der wissenschaftlichen Begleitung von Kampagnen erfolgreich unterstützen und zum erfolgreichen Transfer beitragen.