futureSAX-Alumni-Interview mit Stephanie Oppitz

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„Jede gute Marke muss regelmäßig ihren Kern überprüfen und den Fokus schärfen."

futureSAX-Alumni-Interview mit Stephanie Oppitz, Team „WindelManufaktur“

Das Team „WindelManufaktur“ aus Dresden hat 2017 den im Rahmen des Ideenwettbewerbs durchgeführten Publikumspreis gewonnen. Im Interview erzählt Gründerin Stephanie Oppitz über die Innovation, die Anfänge und erzählt, wie sie auf die Idee kam.

futureSAX: Frau Oppitz, bitte beschreiben Sie Innovation in einem Satz:

Stephanie Oppitz: Wir produzieren moderne Stoffwindeln und nachhaltige textile Hygieneprodukte für die ganze Familie – wunderschön, einfach, ökologisch.

futureSAX: Warum wird sich das Projekt auf dem Markt durchsetzen?

Stephanie OppitzDurch die Konstruktionsweise unserer Produkte sind wir in unseren gestalterischen Möglichkeiten komplett frei und können die allerschönsten Designs verarbeiten. Wir können perfekt auf Kundenwünsche eingehen - es sind sogar Unikate möglich. Durch die Modularität sind unsere Stoffwindeln und Hygieneprodukte nicht nur wunderschön, sondern auch wahnsinnig flexibel: Wir können jede Komponente in verschiedenen Qualitäten und Materialien verarbeiten und dadurch jeder Familie mit ihren individuellen Bedürfnissen entgegenkommen.

Außerdem reduziert die Mehrteiligkeit die anfallende Menge an Windelwäsche erheblich: Im Vergleich zu anderen modernen Stoffwindelsystemen fällt wesentlich weniger Wäsche an - das spart Wasser, Energie und Arbeitszeit.

Nicht zuletzt ist der finanzielle Mehrwert unserer Produkte für unsere Kunden extrem hoch. Gegenüber Wegwerfwindeln spart man schon beim ersten Kind fast 1000€! Bei jedem weiteren Kind ist das Ergebnis NOCH überwältigender, denn der komplette Anschaffungspreis für die Stoffwindeln fällt weg. Zudem kommt auch noch, dass unsere Windeln einen sehr hohen Wiederverkaufswert haben und nach Benutzung weiterverkauft werden können. Es gibt Designs, die sogar secondhand so begehrt sind, dass ihr Wert um das Dreifache steigt!

futureSAX: Wir sind immer sehr an den Menschen interessiert: Wer sind die Köpfe hinter dem Projekt?

Stephanie Oppitz: Ich bin studierte Architektin und handwerksbegeisterte Mama von drei Kindern. Als Gründerin und Eigentümerin der WindelManufaktur kümmere ich mich um Mangement, Personalführung, Strategie und Produktentwicklung. Von Anfang an stand mir mein wunderbarer Mann Volker zur Seite. Er ist leidenschaftlicher BWLer und kümmert sich neben seiner Hauptbeschäftigung um Controlling, IT und Marketing. Seit Sommer 2016 ist Luisa unsere Assistentin der Geschäftsführung, verantwortlich für den Innendienst und Kundenservice. 2017 konnte ich drei neue Mitarbeiterinnen einstellen - eine Marketingleiterin, eine kaufmännische Angestellte und eine vierte Näherin. Mittlerweile ist aus der “One-Woman-Show” ein kleines Unternehmen mit 11 Mitarbeiter*innen geworden.

futureSAX: Wie kamen Sie auf den Gedanken? Was war der Auslöser?

Stephanie OppitzDen Anstoß zur Idee, ein eigenes Stoffwindelsystem zu entwickeln, hatte ich 2012. Bei drei Kindern unter vier Jahren hatten wir jeden Tag eine Menge Müll - und die ManufakturWindeln habe ich aus dieser ganz persönlichen und ganz konkreten Notlage heraus entwickelt. Aus dieser Windel für meine eigenen Kinder wurden erst ein serienreifer Prototyp und dann unsere geschützte Idee. Im Laufe der letzten Jahre kamen immer weitere Produkte zur Babypflege hinzu, die oft auf die Wünsche und Ideen unserer Kunden zurückgehen: Wickelunterlagen, Waschlappen, spezielle Saugeinlagen und waschbare Feuchttücher aus Flanell.

futureSAX: Was war der beste Rat, den Sie je erhalten haben?

Stephanie Oppitz: Der kam erst kürzlich von KAVAJ-Gründer Jörg Kundrath, als er uns im Rahmen des Amazon Förderprogramms “Unternehmer der Zukunft” gecoacht hat: “Macht weiter mit der gleichen Leidenschaft wie bisher und lasst euch durch nichts und niemanden von eurem Weg abbringen. Vor allem in eurem Bereich gibt und wird es immer wieder kritische Stimmen geben. Denkt immer daran: ‘Der Drache steigt erst im Gegenwind’.”

futureSAX: Beschreiben Sie bitte den Moment, als Sie von Ihrer Nominierung im Sächsischen Staatspreis für Innovation erfahren haben!

Stephanie OppitzIm ersten Moment hat uns das völlig kalt gelassen. Wir hatten so wenig damit gerechnet, nominiert zu werden das wir zuerst dachten, es werden alle nominiert die sich beworben haben!

Erst als wir weitergelesen haben wurde uns klar, dass das etwas ganz Besonderes ist und wir haben uns soooo gefreut! Wir stecken unsere Arbeit in die Produkte und machen solides und leises Marketing - und sind über diese Aufmerksamkeit jetzt mehr als dankbar und glücklich!

"Märkte, Messen und klassische Kommunikationskanäle außerhalb der sozialen Medien kosten einfach viel mehr Zeit und Geld – Ressourcen, die Start-Ups ohne externe Geldgeber nicht zur Verfügung stehen. Wer ohne Crowdfunding, Business Angels und Investoren Herr im eigenen Unternehmen bleiben will, wird ohne Social-Media-Aktivitäten nur im kleinsten lokalen Umfeld auf sich aufmerksam machen können."

Stephanie Oppitz, Team „WindelManufaktur“

futureSAX: Das Meeting Ihres Lebens. Mit wem würden Sie gerne mal an einem Tisch sitzen und was würden Sie besprechen?

Stephanie Oppitz: Ich habe kein konkretes Vorbild. Mich beeindrucken Menschen, die ihrem inneren Ruf entgegen äußeren Widerständen gefolgt sind. Wie Zaha Hadid! Sie hatte eine Vorstellung von Form und Architektur, die total revolutionär war. Sie ist immer ihrer inneren Phantasiewelt gefolgt. Dadurch wurde sie trotz aller Hürden zu einer der größten zeitgenössischen Architektinnen in dieser extrem von Männern dominierten Branche. Ich würde Sie gern fragen, wie es sich für sie angefühlt hat, als sie als erste Frau den Pritzker-Architektur-Preis bekam.

futureSAX: Sie sind extrem aktiv in den sozialen Medien. Ist es aus Ihrer Sicht noch möglich ein Endkundenprodukt an den Markt zu bringen ohne die üblichen Kanäle (Facebook, Twitter etc.) zu bedienen?

Stephanie Oppitz: Es ist sicherlich möglich, aber natürlich mit einem viel höheren Aufwand verbunden - auch was die Kosten betrifft. Märkte, Messen und klassische Kommunikationskanäle außerhalb der sozialen Medien kosten einfach viel mehr Zeit und Geld – Ressourcen, die Start-Ups ohne externe Geldgeber nicht zur Verfügung stehen. Wer ohne Crowdfunding, Business Angels und Investoren Herr im eigenen Unternehmen bleiben will, wird ohne Social-Media-Aktivitäten nur im kleinsten lokalen Umfeld auf sich aufmerksam machen können.

futureSAX: Wie geht es weiter? Wie sieht ihr Unternehmen in fünf Jahren aus?

Stephanie OppitzJede gute Marke muss regelmäßig ihren Kern überprüfen und den Fokus schärfen. So befinden wir uns mit der WindelManufaktur in einem Markenrelaunchprozess und werden uns wieder stärker auf Windeln und Babyprodukte fokussieren. Die Hygieneartikel für Frauen werden in die neue Marke “Von Ocker Und Rot” überführt. Dieser Prozess läuft aktuell in Kooperation mit der Dresdner Kreativagentur CROMATICS und wird im September mit einem eigenen neuen Onlineshop nur für die Frauenprodukte abgeschlossen sein.

Mit Unterstützung von Amazon erschließen wir mehr und mehr auch ausländische Märkte und verkaufen bereits einen Teil der Produktpalette über Amazon Marketplace. Auch Von Ocker und Rot wird von Anfang an bei Amazon national und international positioniert sein.

Intern sind wir dabei unsere Firma so zu transformieren, dass wir auch ausbilden können. Unser Ziel ist es, in fünf Jahren unsere ersten eigenen Auszubildenden in ein Beschäftigungsverhältnis überführen zu können!

Wenn wir in fünf Jahren weiterhin so erfolgreich gewachsen sind, werde ich dann hier vor Ort in Dresden nicht nur weitere Arbeitsplätze geschaffen haben, sondern mit der WindelManufaktur und Von Ocker und Rot auch ein positives Beispiel für ethisches Unternehmertum sein - nach dem Motto: "think global - act local".

Mehr Informationen zum Team "WindelManufaktur" finden Sie hier

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