futureSAX-Alumni-Interview mit Sebastian Alexander
„Der Wettbewerb gab uns die Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind."
futureSAX-Alumni-Interview mit Sebastian Alexander, Gründer und Gesellschafter der VivoSensMedical GmbH
Im futureSAX-Alumni-Interview spricht Sebastian Alexander (links im Bild) über die Entwicklung des Teams "OvulaSense", welches den zweiten Platz beim damaligen futureSAX-Ideenwettbewerb in der Kategorie "Gründen" belegte. Im Mittelpunkt stand die Idee für ein innovatives System welches für die natürliche Fruchtbarkeitskontrolle eingesetzt werden kann. Inzwischen vertreibt die mit dem Preisgeld gegründete VivoSensMedical GmbH den patentgeschützten OvulaRing.
futureSAX: Beim futureSAX-Ideenwettbewerb 2010 haben Sie mit dem Team „OvulaSense“ in der Kategorie „Gründen“ den 2. Platz belegt. Angetreten waren Sie mit der Idee des OvulaRings – eines innovativen Systems zur natürlichen Fruchtbarkeitskontrolle – das schnell und einfach bei anstehendem bzw. unerfülltem Kinderwunsch oder zur Verhütung eingesetzt werden kann. Wie hat sich die Methodik seitdem entwickelt?
Sebastian Alexander: Bisher wird in der gängigen gynäkologischen Praxis davon ausgegangen, dass der Fruchtbarkeitszyklus der Frau 28 Tage dauert und der Eisprung (Ovulation) zwischen dem 13. und 16. Zyklustag stattfindet. In der Realität ist der Zyklus von über zwei Dritteln der Frauen allerdings entweder länger oder die Ovulation findet an einem anderen Tag statt als im Standardzyklus angenommen. Die Kenntnis des exakten Zeitpunktes der Ovulation ist Grundvoraussetzung für die gezielte Herbeiführung einer Schwangerschaft oder für die natürliche hormonfreie Verhütung. Sie ermöglicht es Frau und Arzt, Kinderwunschbehandlungen zeitgenau zu terminieren, erhöht die Chance einer natürlichen Empfängnis oder ermöglicht eine sichere, natürliche Verhütung.
Der patentgeschützte Biosensor OvulaRing ist das weltweit erste System zur präzisen Bestimmung der fruchtbaren Tage der Frau und zur vollständigen Erkennung, Abbildung und Auswertung des individuellen Fruchtbarkeitszyklus. Das Produkt hat im Mai 2012 die CE-Zulassung erhalten und ist in Deutschland und Österreich erhältlich. Er wird bereits von über 900 Nutzerinnen angewendet und von einem Expertennetzwerk, bestehend aus Gynäkologen, Reproduktionsmedizinern, Heilpraktikern und Hebammen, empfohlen.
Der OvulaRing basiert auf 40 Jahren wissenschaftlicher Erfahrung und Arbeit eines der renommiertesten Reproduktionsmediziner Europas und seine Zulassung als Medizinprodukt auf den entsprechenden Studien. In der Gynäkologie und Reproduktionsmedizin ermöglicht der OvulaRing eine bessere Diagnostik für optimierte Kinderwunschbehandlungen mit höheren Erfolgschancen. Über eine webbasierte Auswertung ermöglicht er es der Anwenderin, einfach ein exaktes Verständnis für ihren individuellen Hormonzyklus zu erhalten.
Der OvulaRing ist somit die ideale Antwort auf zwei aktuelle Trends im Wachstumsmarkt von e-Health Produkten: die Entwicklung hin zur individualisierten, genau auf den Patienten abgestimmten Medizin sowie der steigenden „Selbstvermessung“, dem so genannten „self-tracking“ durch den Anwender bzw. Patienten. Auf dem Gebiet der Zyklusgesundheit ist der OvulaRing auch dadurch einzigartig und erfolgversprechend positioniert.
Der OvulaRing ist international durch Patente geschützt und besitzt allein in Europa ein Marktpotential von bis zu 8 Milliarden Euro.
futureSAX: Mit Ihrem Leipziger Unternehmen – der VivoSenseMedical GmbH – vertreiben Sie u. a. mit dem OvulaRing moderne Medizintechnik. Wie beurteilen Sie die weitere Entwicklung des Unternehmens bzw. welche Visionen möchten Sie in der Zukunft noch umsetzen?
Sebastian Alexander: Die VivoSensMedical GmbH ist ein Medizintechnikunternehmen, das 2011 als Spin-off der Universität Leipzig gegründet wurde. Ziel des Unternehmens ist es, neue Standards hinsichtlich Diagnostik und Therapie in den Bereichen Gynäkologie, Reproduktions- und Sexualmedizin sowie Immunologie und Autoimmunerkrankungen zu setzen. Dazu verfügt das Unternehmen über ein Patentportfolio von 11 nationalen und internationalen Schutzrechten in diesen Bereichen.
Im interdisziplinären Team der VivoSensMedical GmbH sind über 40 Jahre medizinisch-wissenschaftliche Arbeit mit 20 Jahren Entwicklungs-Know-how und über 70 Jahren internationaler Management-Erfahrungen, u. a. in den Bereichen Unternehmensgründung, Business Development sowie Marketing & Vertrieb medizinisch technischer Produkte, repräsentiert.
Als junges Unternehmen mit einem europaweit zugelassenen und am Markt erhältlichen Produkt steht die VivoSensMedical GmbH an der Schwelle vom Start-up zum mittelständischen Unternehmen. Die Risiken der technologischen Entwicklung des ersten Produktes wurden überwunden. Die nächsten Schritte sind Wachstum des Produktes im breiten Markt und die Internationalisierung sowie Produktneuentwicklungen im Bereich der Diagnostik u. a. von Autoimmunerkrankungen.
futureSAX: Welche positiven Effekte hatte die Teilnahme am futureSAX-Ideenwettbewerb 2010 aus Ihrer Sicht für die weitere Entwicklung des Unternehmens?
Sebastian Alexander: Die Forschungen und Entwicklungen zum OvulaRing von Prof. Henry Alexander und Dipl.-Ing. Holger Runkewitz liefen zum Zeitpunkt unserer futureSAX-Teilnahme schon 10 Jahre. Unsere Teilnahme gab dem Team die Möglichkeit, unsere geschäftliche Konzeption gegenüber einer Jury zu reflektieren und fertigzustellen. Gleichzeitig war es für uns ein fantastischer Test, ob das Produkt überhaupt Interesse findet und man dafür auch eine Finanzierung zusammenbekommen kann. Im Rahmen von futureSAX haben wir dann viel positives Feedback, enorme Kontakte, öffentliche Aufmerksamkeit und jede Menge Motivation bekommen. Der Wettbewerb gab uns die Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
„Die Kenntnis des exakten Zeitpunktes der Ovulation ist Grundvoraussetzung für die gezielte Herbeiführung einer Schwangerschaft oder für die natürliche hormonfreie Verhütung.”
Sebastian Alexander, Gründer und Gesellschafter der VivoSensMedical GmbH
futureSAX: Verbunden mit der Prämierung war ein Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro. Konnten Sie dieses für die weitere Etablierung am Markt nutzen? Bzw. für welche Zwecke konnten Sie das Preisgeld verwenden?
Sebastian Alexander: Mit dem Preisgeld sind wir zum Notar und haben die Firma gegründet.
futureSAX: futureSAX versteht sich als Innovationsplattform für etablierte Unternehmen, Start-ups und Wissenschaftler gleichermaßen. Durch verschiedene Angebote sollen der Austausch und Kooperationen untereinander initiiert werden. Wie nutzen Sie diese Angebote bisher bzw. welche Vorteile ergeben sich aus derartigen Kooperationen für Sie?
Sebastian Alexander: Zu Beginn unseres Unternehmens haben wir die Angebote, vor allem im Rahmen der Kooperationen mit unserem Universitätsgründernetzwerk in Leipzig, intensiv genutzt. Aktuell ist unsere erste Innovationsphase vorbei und wir konzentrieren uns voll auf den Vertriebs- und Marketingaufbau. Die Vorteile eines Netzwerkes wie futureSAX liegen klar in der enormen Breite und Fülle an Themen und Unternehmern. Man kann schnell Kontakte knüpfen und an verschiedenartigen Erfahrungen partizipieren.
futureSAX: Wie bewerten Sie die Angebote von futureSAX – allgemein und speziell im Bezug auf die Alumni? Haben Sie für die weitere Arbeit von futureSAX Wünsche bzw. Anregungen?
Sebastian Alexander: Die Angebote des futureSAX-Netzwerkes sind eine gute Möglichkeit, sich mit anderen Gründern und Unternehmen auszutauschen und Kontakte zu Geschäfts- und Finanzierungspartner aufzubauen. Vor allem im Bereich der Finanzierung von jungen Unternehmen im Wachstumsbereich ist aber wichtig, die Netzwerke, Veranstaltungen und Angebote weiter intensiv auszubauen. Hier gibt es strukturbedingt die größten Defizite in Sachsen.