futureSAX-Alumni-Interview mit Jürgen Hofinger

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„Zu einer guten Verbindung gehören eben immer zwei Partner."

futureSAX-Alumni-Interview mit Jürgen Hofinger, Geschäftsführender Gesellschafter bei Biconex GmbH

Im Interview mit futureSAX spricht Alumni Jürgen Hofinger über seine Gründungserfahrungen mit der Ausgründung der Biconex GmbH aus dem Helmholtz-Zentrum in Dresden-Rossendorf und über die Zusammenarbeit mit verschiedenen Gründungsförderungen, sowie über Sachsen als Innovationsstandort.

futureSAX: Der Name „Biconex“ spielt auf die funktionale Bivalenz Ihrer Produkte an. Welche zwei Funktionen vereinen Biconex-Produkte und welche Vorteile bringt diese Kombination mit sich? 

Jürgen Hofinger: Mit Bivalenz sind nicht die Funktionen sondern Werkstoffe gemeint, die wir verbinden. Zu einer guten Verbindung gehören eben immer zwei Partner. Der besondere Reiz besteht nun darin, Partner zusammenzubringen, die sich nicht ohne weiteres von selbst verbinden. So wie Kunststoffe und Metalle. Daraus lassen sich Kompositstrukturen herstellen, die als Bauteile in vielen Bereichen der Industrie aber auch in der Medizintechnik eingesetzt werden können. Diese Verbindung wollen wir Im wahrsten Sinne des Wortes aber nicht um jeden Preis: Nur mit sehr wirtschaftlichen Verfahren können wir Produkte herstellen, die unsere Anwender überzeugen. 

futureSAX: Ihr Unternehmen ist eine Ausgründung des Helmholtz-Zentrums in Dresden-Rossendorf, einer renommierten Großforschungseinrichtung. Wie schwierig war es für Biconex anfangs, auf eigenen Beinen zu stehen? 

Jürgen Hofinger: Die Gründung der GmbH ist im Juni dieses Jahres erfolgt. Wir stehen gerade davor, unsere ersten Aufträge zu akquirieren. Ich würde daher nicht davon reden, dass wir bereits auf eigenen Beinen stehen. Die Möglichkeiten einer direkten Unterstützung von Gründungsunternehmen sind für Forschungseinrichtungen sehr beschränkt. Von der persönlichen breiten Unterstützung vieler Mitarbeiter aus Forschung, aber auch der Verwaltung im Helmholtz-Zentrum während der Gründungsphase war ich allerdings positiv überrascht. Gerade diese vielen kleinen Hilfen sind bei der Gründung nicht zu unterschätzen.

futureSAX: Ihnen als Gründer sind die (finanziellen) Startschwierigkeiten von Start-ups bekannt. Wie wären Sie vorgegangen, wenn Sie nicht durch Programme wie „EXIST“ gefördert worden wären? Hätten Sie es trotzdem geschafft, Biconex zu gründen? 

Jürgen Hofinger: Der entscheidende Vorteil bei Gründungsprogrammen wie „EXIST“, aber auch Helmholtz-Enterprise, mit dem wir begonnen haben, ist aus meiner Sicht die Möglichkeit, technische Innovationen marktreif zu entwickeln, ohne sich schon frühzeitig die Butter vom Brot nehmen zu lassen. Die Gründungsförderungen wirken somit als Katalysator, der Prozesse erleichtert und beschleunigt. Allerdings zeichnet sich über die letzten Jahrzehnte der Trend ab, die Gründungen immer weniger direkt zu fördern, sondern stattdessen öffentliches Geld in das Gründungsumfeld zu investieren. Dazu gehören Förderungen für Forschungsinstitute, aber auch für Berater und mittlerweile sogar für Investoren. Während es für Gründungsunternehmen immer schwieriger wird, durch das „Tal des Todes“ zu kommen. Das hat sicher förderpolitische Gründe, führt aber mitunter sogar dazu, dass die Position der Unternehmen gegenüber Institutionen im Umfeld, die eigene Interessen haben, geschwächt wird.

"Der entscheidende Vorteil bei Gründungsprogrammen wie „EXIST“, aber auch Helmholtz-Enterprise, mit dem wir begonnen haben, ist aus meiner Sicht die Möglichkeit, technische Innovationen marktreif zu entwickeln, ohne sich schon frühzeitig die Butter vom Brot nehmen zu lassen. Die Gründungsförderungen wirken somit als Katalysator, der Prozesse erleichtert und beschleunigt."

Jürgen Hofinger, Geschäftsführender Gesellschafter bei Biconex GmbH

futureSAX: Welche Hürden mussten Sie bei der Bewerbung um Fördermittel meistern? Und welchen Rat würden Sie anderen Gründern geben, die diesen Schritt noch vor sich haben? 

Jürgen Hofinger: Ich kann hier nur etwas zu Technologiegründungen aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen sagen. Wissenschaftler aus diesen Einrichtungen sind oft sehr routiniert im Schreiben von Förderanträgen. Die größte Hürde ist daher bei Gründungsförderungen, dass von den Fördergebern eher ein Businessplan erwartet wird als eine Beschreibung wissenschaftlich anspruchsvoller Arbeiten. Da können allerdings geförderte Gründernetzwerke mit ihrer Beratung sehr nützlich sein. Zumindest in Dresden habe ich hier mit „Dresden Exists“ an der Technischen Universität sehr gute Erfahrung gemacht.

futureSAX: Der Freistaat Sachsen gehört zu den TOP-Innovationsstandorten in Europa. Was zeichnet Sachsen Ihrer Meinung nach als Innovationsstandort aus? 

Jürgen Hofinger: Gerade die Regionen Dresden und Leipzig haben sich zu großen Forschungsstandorten entwickelt. Das zeichnet Sachsen sicherlich aus und geht vermutlich stark in die zitierte Europäische Statistik ein. Man darf aber nicht vergessen, dass wir immer noch ein großes Nachholbedürfnis bei Großunternehmen und vor allem beim größeren Mittelstand haben. Als Innovation würde ich ein Forschungsergebnis erst dann bezeichnen, wenn es in der Gesellschaft angekommen ist.

futureSAX: Am 15. September pitchten Sie um die Gunst zahlreicher Finanziers auf der futureSAX-Investoren Roadshow in Berlin. Haben Sie schon zuvor Pitch-Erfahrungen sammeln können? Und wie genau haben Sie sich auf diesen Tag vorbereitet? 

Jürgen Hofinger: Ja, ich habe schon relativ oft „gepitcht“, wenn auch die drei Minuten bei der futureSAX-Investoren Roadshow außergewöhnlich kurz sind. Das heisst aber nicht, dass ich mal so schnell meinen Standard-Foliensatz aus der Schublade ziehe und aus dem Stegreif improvisiere. Der erste Eindruck ist auch und insbesondere bei Investoren sehr wichtig. Die drei Minuten entscheiden, ob man unter den anwesenden Investoren als potenziell interessant eingestuft wird. Das betrifft nicht nur das Projekt sondern auch die Person auf der Bühne. Ich habe zwar auch schon mal einen Gründer erlebt, der eine miserable Präsentation abgeliefert hat und trotzdem bei den Investoren großes Interesse gefunden hat. Der hatte aber bereits eine sehr erfolgreiche Vergangenheit als Gründer und hätte den Pitch vermutlich auch an seinen Wellensittich delegieren können.

Lernen Sie hier weitere Mitglieder aus dem futureSAX-Alumni-Kreis kennen.

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