futureSAX-Interview mit reignite
"Die wesentlichen Vorteile der Tokenisierung von GmbH-Beteiligungen aus Sicht der Kapitalgebenden sind Liquidität, Zugänglichkeit, Automatisierung und Effizienz."
Im Interview mit futureSAX geben Johannes Herbig, CEO reignite GmbH und Business Angel Christoph Jentzsch Einblicke in die Finanzierung via GmbH-Token.
futureSAX: Herr Herbig, Sie sind Co-Founder und CEO der reignite GmbH aus Chemnitz, die im Juli den erfolgreichen Abschluss einer Finanzierungsrunde bekannt gab. Ihr Unternehmen ist ein innovatives Start-up im Gaming-Segment – was genau macht reignite?
Johannes Herbig: reignite ist eine innovative mobile App, mit der wir die Onlinespielelandschaft verändern wollen. Mittels der App lassen sich Profile, Geschichten, Hobbys und Interessen in dynamische digitale Karten verwandeln, die so einzigartig sind wie die Spielerinnen und Spieler selbst. Hierfür nutzen wir unter anderem selbst trainierte generative KI. Perspektivisch soll die App nicht nur die komplette Gamer-Historie abbilden, sondern auch einen langfristigen Schutz für Gaming-Accounts und die damit verbundenen digitalen Inhalte ermöglichen.
futureSAX: Herr Jentzsch, Sie sind selbst Gründer und seit einigen Jahren auch als Business Angel aktiv. Wie sind Sie auf die reignite GmbH aufmerksam geworden? Was war ausschlaggebend für Ihre Entscheidung, in das Unternehmen zu investieren?
Christoph Jentzsch: Im Februar war ich auf einer Veranstaltung von futureSax und der Volksbank Mittweida, bei der Startups gepitcht haben. Dabei bin ich auf reignite aufmerksam geworden. reignite hat eine tolle Mission mit dem Ziel, passende Gamer/-innen zusammenzubringen. Innerhalb kürzester Zeit haben sie es geschafft, eine große Fangemeinde für ihre Plattform aufzubauen, das hat mich beeindruckt.
„Der GmbH-Token bildet eigenkapitalähnliche Genussrechte an einer GmbH ab und stellt diese ökonomisch mit Gesellschaftern gleich. Die wesentlichen Vorteile der Tokenisierung von GmbH-Beteiligungen aus Sicht der Kapitalgebenden sind Liquidität, Zugänglichkeit, Automatisierung und Effizienz."
Christoph Jentzsch, Business Angel und Gründer Tokenize.it
futureSAX: Die Art der Kapitalbeschaffung unterscheidet sich von klassischen Finanzierungsrunden, da hierbei GmbH-Token zum Einsatz kamen. Der Prozess dahinter wurde von Ihrem Unternehmen Tokenize.it aus Sachsen initiiert und umgesetzt. Was versteht man unter der Tokenisierung von GmbH-Anteilen und was sind aus Sicht von Kapitalgebenden die wesentlichen Vorteile bei dieser Form des Investments?
Christoph Jentzsch: Die Tokenisierung von GmbH-Beteiligungen bedeutet im Fall von unserem Produkt Tokenize.it, dass Beteiligungen an einer GmbH via Token auf einer Blockchain, bei uns Ethereum, ausgegeben werden. Man hat somit zusätzlich zum bestehenden Handelsregister eine Art zweite Ebene, die Blockchain, auf der die Tokenhalter/-innen eingetragen sind. Der GmbH-Token bildet eigenkapitalähnliche Genussrechte an einer GmbH ab und stellt diese ökonomisch mit Gesellschaftern gleich. Die wesentlichen Vorteile der Tokenisierung von GmbH-Beteiligungen aus Sicht der Kapitalgebenden sind Liquidität, Zugänglichkeit, Automatisierung und Effizienz, denn traditionelle Beteiligungen an Unternehmen wie GmbHs sind oft schwer liquide zu machen. Durch die Tokenisierung können die Beteiligungen in kleinere Einheiten aufgeteilt werden, der technische Standard ERC20 sorgt zudem dafür, dass die Token gehandelt werden können, was die Liquidität enorm erhöht und die Zugänglichkeit für Investierende erleichtert. Des Weiteren ermöglicht die Tokenisierung eine automatisierte Abwicklung von Transaktionen, was den Prozess effizienter und schneller macht. Smart Contracts können beispielsweise Dividendenzahlungen automatisch abwickeln. Zusätzlich sorgt unser standardisiertes Vertragswerk dafür, auch die Bürokratie auf ein Minimum zu senken. In der Zukunft ermöglichen die GmbH-Token, dass reignite auch ihre Communtiy beteiligen kann, was ich besonders spannend finde.
futureSAX: Welche Mehrwerte ergeben sich bei der Tokenisierung von GmbH-Anteilen für das Gründungsunternehmen im Vergleich zu klassischen Beteiligungen oder Crowdfunding-Modellen?
Johannes Herbig: Mit reignite haben wir bereits auf verschiedene Wege eingesammelt: Equity, Wandeldarlehen und zuletzt über den GmbH-Token via tokenize.it.
Aufgrund dieser direkten Vergleichsfälle kann ich sagen: Der Token ist sehr unkompliziert und bietet gleichzeitig vielseitige Anwendungsmöglichkeiten.
Konkret meine ich damit, dass ein einfacher Gesellschafterbeschluss über die Ausgabe von genehmigtem Kapital genügt, um den GmbH-Token emittieren zu können. Man spart sich den aufwendigen und kostspieligen Gang zum Notariat. In Zeiten, in denen darüber diskutiert wird, ob selbst ein Wandeldarlehen auch beurkundungspflichtig sein sollte, ist für mich tokenize.it eine sehr gute Alternative. Darüber hinaus sind auch Mitarbeiterbeteiligungsprogramme durch den Token möglich, ohne die lästige Dry-Income Thematik. Da wir unsere Plattform für eine Community aufbauen, war auch der Aspekt interessant, dass wir mit dem Token später Power-User und Member, welche sich um die Community verdient gemacht haben, entlohnen können. Es zeigt wir können viele Parteien leicht incentivieren und somit am Unternehmenserfolg teilhaben lassen.
Crowdfunding und der GmbH-Token sind nicht gegensätzlich, vielmehr sehe ich neue Wege für Crowdfunding durch die tokenize.it-Plattform bei gleichzeitiger Ersparnis. Bestehende Crowdfunding-Plattformen nehmen sich in der Regel für ihren Dienst einiges an Gebühren und gleichzeitig entsteht kein richtiges Ownership-Gefühl beim Kleininvestor, da er effektiv nichts in der Hand hat. Der Token wird auf der Blockchain ausgegeben und ermöglicht so später freien Handel und entsprechend Liquidität und die Realisierung von Gewinnen.
futureSAX: Sie sind beide als Referenten beim Sächsischen Business Angel Tag am 2. November 2023 dabei. Inwiefern ist der Austausch mit anderen (über)regionalen Business Angels wesentlich für das erfolgreiche Investieren in junge Unternehmen, Herr Jentzsch? Welche Mehrwerte ziehen Sie neben dem Erfahrungsaustausch aus der Teilnahme?
Christoph Jentzsch: Der Austausch mit anderen Business Angels ist für erfolgreiche Investments in junge Unternehmen wichtig. Er ermöglicht den Wissensaustausch, um aus vergangenen Investitionen zu lernen und Fehler zu vermeiden. Die Vielfalt der Perspektiven von Business Angels aus verschiedenen Regionen und Branchen fördert neue Ideen und Strategien zutage, denn ein starkes Netzwerk von Business Angels eröffnet Zugang zu mehr Investitionschancen. Zudem unterstützen Business Angels Startups nicht nur finanziell, sondern bieten auch wertvolles Mentoring und wertvolle Branchenkontakte.
futureSAX: Wofür wird reignite das eingeworbene Kapital verwenden? Und wo sehen wir das Unternehmen in 12 Monaten?
Johannes Herbig: Unser Produkt hat zwei Säulen: die kartenbasierte Gamer-Identity und unsere Community. Wir werden deshalb in neue Produktfeatures investieren, um unseren Usern weiterhin ein langfristiges Erlebnis zu bieten. Darüber hinaus möchten wir bis Jahresende unser Nutzerwachstum stark skalieren und ein erstes Abo-Businessmodell für unsere Kunden implementieren.
In 12 Monaten möchten wir bereits mehr als 500.000 registrierte Nutzerinnen und Nutzer haben. Wie immer gilt aber auch hier: nach dem Funding ist vor dem Funding. Der Abschluss einer weiteren Seed-Finanzierungsrunde wird nötig sein, um unser starkes Wachstumstempo beizubehalten zu können. Entsprechend möchten wir in dieser Zeit unser Team vergrößern, um noch schneller im Product-Development zu werden.
futureSAX: Vielen Dank für die spannenden Einblicke und weiterhin viel Erfolg!
Mehr zu Christoph Jentzsch und der reignite GmbH erfahren Sie hier: re:ignite - Create your gamer identity ? (reignite.gg)
Ihre Ansprechpartnerin bei futureSAX
Claudia Landrock
Senior Projektmanagerin
Investorennetzwerk & Wachstumsfinanzierung
(In Elternzeit)
Menschen miteinander vernetzen – das begeistert Claudia Landrock. Bevor die gebürtige Zwickauerin ihr Bachelor-Studium in Wirtschaftswissenschaften an der TU Dresden absolvierte, sammelte sie ein Jahr als Au Pair in Australien und Frankreich Auslandserfahrung. Einem mehrmonatigen Praktikum in den USA folgte ihr Master-Studium in Betriebswirtschaftslehre an der Universität Regensburg. Im Anschluss unterstützte und begleitete sie im Innovations- und Gründungszentrum in Regensburg technologieorientierte Gründungen und digitale Start-ups von der ersten Idee bis zur Finanzierungsrunde und entwickelte das regionale Gründungsökosystem mit weiter.
Die Faszination für Innovation und Gründung wurzelt auch in ihrem studentischen Engagement bei „enactus Regensburg“. Nach wie vor unterstützt sie ehrenamtlich junge Gründungsprojekte als Mentorin bei StartUP Teens und setzt sich zudem als Vorsitzende der AG Start-up Förderung bei einem digitalpolitischen Verein für bessere Bedingungen für Start-ups auf Bundesebene ein.