futureSAX-Interview mit André Gerth

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BionCaRT entwickelt ein Zelltherapeutikum gegen Arthrose. Im Interview teilt Gründer André Gerth seine Einblicke zu Fundraising, Netzwerk und den Herausforderungen im Start-up.

futureSAX: Womit beschäftigt sich Ihre Firma?
André Gerth: BIONCaRT hat ein innovatives Zelltherapeutikum entwickelt, das die Wiederherstellung von Knorpelgewebe ermöglicht. Ziel ist es, künstliche Gelenkersätze überflüssig zu machen und in Zukunft auch Arthrose erfolgreich zu behandeln.

futureSAX: Welche wichtigen Kennzahlen zum Unternehmen können Sie uns nennen?
André Gerth: BIONCaRT fokussiert sich auf einen potenziellen Markt in Europa, der auf 1,5 Milliarden Euro geschätzt wird, was etwa 15 % des Gesamtmarktes ausmacht. Die Firma begann 2017 in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IZI in Leipzig mit vorklinischen Studien. Für 2027 wird die nationale Marktzulassung angestrebt, und 2028 soll der Umsatz bei 4,5 Millionen Euro liegen. Bis 2030 plant das Unternehmen, auch auf dem europäischen Markt die Zulassung zu erhalten. Der Unternehmenssitz befindet sich in Leipzig und aktuell arbeiten drei Mitarbeitende an der Zulassung und klinischen Studien.

futureSAX: Was hat Sie dazu motiviert, ein Startup aufzubauen?
André Gerth: Bereits während meiner Promotion habe ich mein erstes Unternehmen gegründet und insgesamt 10 Unternehmen ins Leben gerufen oder mit aufgebaut, davon fünf im Life-Science-Bereich. Für mich gibt es keinen besseren Weg, eine eigene Idee zu verwirklichen, als ein Unternehmen zu gründen. Dadurch habe ich die Freiheit, Budget, Zeitplanung und Teamzusammensetzung eigenständig zu bestimmen.

futureSAX: Warum wollten Sie Investorenkapital aufnehmen und wie sind die Kontakte entstanden?
André Gerth: In den ersten sechs Jahren haben wir uns eigenständig und durch Fördermittel finanziert. Für die klinischen Tests benötigten wir jedoch ein breiteres Investoren-Netzwerk. Um glaubwürdig aufzutreten, haben wir externe Investoren hinzugezogen. Zudem war es notwendig, Fördermittel mit externem Kapital zu ergänzen. Der erste Kontakt mit Investoren entstand durch futureSAX, das uns mit seinen Veranstaltungen und Pitch-Workshops auf Präsentationen vor Investoren vorbereitete. Zu den ersten Investoren zählen der TGFS und die b-mt.

futureSAX: Was sind Ihre Top-Learnings aus dem Fundraising?
André Gerth: Mein wichtigstes Learning ist: Pitche, wo du nur kannst! Außerdem ist es entscheidend, die richtigen Netzwerk-Partner zu finden, wie z. B. futureSAX, um sich breit aufzustellen. Ein Startup zu pitchen folgt anderen Regeln als die Kapitalerhöhung in einem etablierten Unternehmen.

futureSAX: Wie lange haben Sie am Fundraising gearbeitet und wie viele Gespräche geführt?
André Gerth: Der gesamte Fundraising-Prozess dauerte zwei Jahre. Ein Jahr lang habe ich fast wöchentlich Gespräche mit Investoren geführt. Aus rund 100 Kontakten entstanden etwa 40 Pitchversendungen und 20 vertiefende Gespräche. Heute haben wir insgesamt fünf Investoren an Bord, inklusive eines Gründer-Investors.

futureSAX: Was hat Sie motiviert, dran zu bleiben?
André Gerth: Aufzugeben ist für einen Unternehmer keine Option. Die Produktentwicklung verlief erfolgreich, und der nächste logische Schritt war, die Markteinführung anzugehen.

futureSAX: Was hat nicht funktioniert?
André Gerth: Niemand sagt dir am Anfang, dass du nicht einfach aufhören kannst, denn du hast Verbindlichkeiten und Verantwortung gegenüber deinen Mitarbeitenden. Rückblickend hat mir mein bestehendes Netzwerk, das vorwiegend aus Wachstumsinvestoren bestand, beim Fundraising für ein Startup nicht geholfen. Zudem muss man sich bewusst sein, dass Investoren oft eigene Vorstellungen zur Unternehmensstrategie haben, was z. B. Ansiedlung und Arbeitsplätze betrifft. Deutsche Investoren legen viel Wert darauf, schnell Cashflow zu generieren, während amerikanische Investoren eher auf schnellen Wertzuwachs achten. In Deutschland gibt es zudem wenige strategische Investoren, die in der frühen Phase der klinischen Prüfung investieren möchten.

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Marco Schnell

Projektmanager

Kapitaltransfer: Business Angel

Abwechslungsreichtum - steht über der Vita des ehemaligen Bankers. Denn nach einer Zusatzausbildung in den kreativen Künsten in Südafrika machte sich Marco Schnell als Kreativ-Trainer in Mecklenburg selbstständig. Weitere Auslandserfahrungen sammelte er später in zweijährigen interkulturellen Studien in Argentinien und Chile. Sein Interesse an fremden Kulturen und Sprachen, sowie dem Verbinden von Menschen führte ihn danach zurück nach Deutschland, wo er als Projektmanager einen Verein in der Zusammenführung von Flüchtlingsfamilien auf europäischer Ebene unterstützte.

Aus privaten Gründen zog es ihn im Anschluss nach Leipzig. Hier kam er in Kontakt mit der sächsischen Start-up-Welt. Mit seinen kommunikativen Fähigkeiten war der Brückenbauer in drei Start-ups abwechselnd für Kommunikation, Vertrieb, HR und Business Development verantwortlich, bevor er seine letzte Position als Head of Marketing aufnahm.

Sportlichen Ausgleich bieten ihm abwechselnd die Boulderwand, das Schwimmbecken, das Fahrrad und für den Fingersport: sein Klavier.

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