futureSAX: Sachsen und insbesondere Dresden ist einer der wichtigsten Standorte der Halbleiter & Mikroelektronikindustrie in Europa. Welche Themen wird Silicon Saxony kurz- und mittelfristig fokussieren, um diesen Vorsprung auch zukünftig beibehalten zu können?
Ein Erfolg unserer Lobbyarbeit konnte Ende 2018 gefeiert werden. Denn am 18. Dezember hat die Europäische Kommission die Förderung der Mikroelektronik im Rahmen eines Important Project of Common European Interest (IPCEI) genehmigt. Jetzt können Unternehmen u.a. aus Deutschland bei ihren Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten bis zur ersten gewerblichen Nutzung neuer mikroelektronischer Anwendungen unterstützt werden. Die Bundesregierung stellt hierfür, zusätzlich zu den europäischen Mitteln, mehr als 1 Mrd. Euro zur Verfügung. Da Sachsen nicht nur in Deutschland sondern in Europa der größte und stärkste Mikroelektronikstandort ist, profitiert Silicon Saxony in besonderem Maße. Ein Beispiel hierfür ist der aktuelle Bau der neuen Bosch-Fab im Dresdner Norden. Das Thema der Gegenwart und nahen Zukunft lautet in diesem Zusammenhang „Internet of Things“, kurz IoT. Mit der aktuell heranrollenden IoT-Welle und dem damit einhergehenden Wunsch wirklich alles, vom Auto über das Zuhause bis zur Wirtschaft und Industrie, miteinander zu vernetzen, werden Milliarden neue Chips, Sensoren, MEMS usw. nötig. Der Standort ist demnach klar auf Wachstumskurs.
futureSAX: Silicon Saxony ist Partner im Innovationscluster Sensorik Sachsen (SenSa). Herr Bösenberg, was verbirgt sich hinter diesen branchenübergreifenden Innovationscluster und wie können sächsische mittelständische Unternehmen davon profitieren?
SenSa ist eine Kooperation von Technologie- und Anwendungsclustern im Bereich Sensorik in Sachsen. Der Schlüssel zum Erfolg lautet hier neben kritischer Masse vor allem Kooperation. Die Kombination der sieben beteiligten Netzwerke ermöglicht eine deutlich verdichtete Abbildung der Wertschöpfungskette. Ausgehend von neuen Materialien über fortgeschrittene Herstellungstechnologien bis hin zu neuartigen Auswertealgorithmen (KI) sollen unter Berücksichtigung der Belange aller relevanten Branchen zukünftige Anwendungen und Lösungen entstehen.
Die Mischung aus Technologie- und Branchennetzwerken bzw. deren Mitgliedern soll Forscher, Entwickler, Produzenten und Anwender am Standort zielführend miteinander verknüpfen. Eine höhere Transparenz rund um das Thema Sensorik ist gewünscht. Gemeinsam will man schneller und besser auf überregionale und internationale Trends bzw. Einflüsse reagieren, sowie langfristig die Marktführung im Bereich neuer Sensorikkonzepte anstreben.
Von den erzielten Ergebnissen werden speziell die sächsischen Unternehmen, allen voran die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), profitieren. Denn sie werden produzieren und vermarkten, was SenSa an Neuerungen, Lösungen und Systemen zutage fördert.
futureSAX: Mit dem Format „Science meets Industry“ eröffnet Silicon Saxony einen Raum zum Wissens- und Technologietransfer. Herr Bösenberg, wie kann nach ihrer Einschätzung der Transfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft noch verbessert werden?
Erstens müssen sich die relevanten Akteure am Standort kennen. Hier sehen wir uns als Cluster in der Verantwortung, aber auch Wirtschaftsförderinstitutionen oder Netzwerke wie futureSAX sind hier gefragt. Wir bringen Akteure zusammen, machen Kompetenzen, Leistungen und Lösungen auf einer Plattform sichtbar. Denn nur wen man kennt und dessen Kompetenzen man überblickt, kann man auch in seine Arbeit oder sein Projekt einbinden. Formate wie „Science meets Industry“ sind hier neben Netzwerken eine wichtige Schnittstelle.
Sachsen muss perspektivisch seine herausragende Stellung als Land der Forschung und Forschungsinstitute noch besser nutzen. Hier entstehen großartige Lösungen und Produkte, die nur darauf warten, Zugang zur Wirtschaft bzw. Industrie und damit in den Markt zu finden. Ein aktuelles Beispiel ist Wandelbots. Ein Startup, das sich im Bereich Robotik aus dem Lehrstuhl Informatik der TU Dresden heraus, momentan rasant entwickelt. Das zeigt, wozu Wissens- und Know-how-Transfer in der Lage ist. Alle Akteure am Standort sollten sich daher noch intensiver austauschen. Der Schlüssel lautet: durch Kommunikation zur Kooperation.
futureSAX: Herr Bösenberg, was war Ihr Beweggrund, Teil des Sächsischen Unternehmens-Partner-Netzwerk zu werden, und wie wichtig sind solche branchenübergreifenden Plattformen für den Wissens- und Technologietransfer?
Kooperation ist aus unserer Sicht, wie gesagt, der Schlüssel zum Erfolg – ganz gleich, auf welcher Ebene. futureSAX ist für uns vor allem aus zwei Gründen relevant und interessant. Erstens der geografische Fokus auf Sachsen, der sich mit dem unseren deckt. Zweitens die prinzipielle Branchen- bzw. Technologieoffenheit, die man verfolgt. Das eröffnet uns und unseren Mitgliedern spannende Ansätze, die auch über die eigene Branche bzw. Sicht hinausgehen. Nicht zuletzt eint uns das Ziel, Sachsen gemeinsam weiter voranzubringen.
futureSAX: Vielen Dank für das Interview.
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