futureSAX: Eine Möglichkeit, Kapital von Investoren einzuwerben und dabei die Festlegung der Unternehmensbewertung zeitlich zu verschieben, bietet das sogenannte Wandeldarlehen. Was genau versteckt sich hinter diesem Finanzierungsinstrument und welche Vorteile bietet es?
Felix Blobel: Das Wandeldarlehen ist zunächst ein „normaler“ Darlehensvertrag, mit dem ein Investor dem Unternehmen frisches Geld zu Verfügung stellt. Zusätzlich beinhaltet der Vertrag das Recht oder die Pflicht zur sog. Wandlung: Statt der Rückzahlung des Darlehensbetrages erhält der Darlehensgeber also Unternehmensanteile, deren Umfang sich in der Regel an der Bewertung zukünftiger Finanzierungsrunden (in der Regel mit einem gewissen prozentualen Abschlag) orientiert.
Wandeldarlehen sind kostengünstig und unkompliziert:
Es haben sich mittlerweile Standards für Wandeldarlehensverträge entwickelt, auf die man gut aufsetzen kann und die helfen, die Diskussionen zwischen Unternehmen und Investor auf die wesentlichen Punkte zu lenken. In der Regel muss man nicht zum Notar, so dass keine Notarkosten anfallen. Die Gründer ersparen sich zeitraubende und manchmal auch schmerzhafte Diskussionen über die Unternehmensbewertung - zumindest vorläufig. Insbesondere, wenn man von den gängigen Standards abweichen will, empfiehlt es sich allerdings auf jeden Fall, anwaltliche Beratung einzuholen.
futureSAX: Und welche Nachteile gibt es?
Sebastian Voigt: Sie können die Unternehmen durchaus teuer zu stehen kommen: Es fallen Zinsen an, die sich im aktuellen Marktumfeld eher nach oben bewegen werden. Zudem werden die Wandeldarlehensgeber einen Discount auf die Bewertung der nächsten Finanzierungsrunde verlangen, so dass die Gründer und bisherigen Investoren stärker verwässern. Und die Tücken stecken oft im Detail: Besteht eine Wandlungspflicht, um das Unternehmen vor Liquiditätsengpässen oder gar einer Insolvenz bei Fälligkeit des Darlehens zu schützen, oder gibt es nur ein Wandlungsrecht? Muss das Unternehmen bei Wandlung von Zinsen Kapitalertragssteuer einbehalten? Welche Auswirkungen haben Bewertungscap und Discount auf zukünftige Finanzierungsrunden. Wie funktioniert konkrete die Most-Favoured-Nations Klausel? Gerade wenn Start-Ups eine Vielzahl von Wandeldarlehen mit teilweise unterschiedlichen Terms ausgeben, kann man zudem leicht den Überblick verlieren.