futureSAX-Interview mit Dominik Gronarz
„Gerade der Mittelstand ist der Innovationsmotor in Deutschland."
futureSAX-Interview mit Dominik Gronarz, Geschäftsführer Organic Electronics Saxony e.V. (OES)

Der Freistaat Sachsen ist Europas größter Cluster in der Forschung, Entwicklung und Produktion für organische Halbleiter. Seit 2008 bietet der Organic Electronics Saxony e.V. eine Plattform die Interessen seiner Mitglieder zu bündeln und damit gezielt zu unterstützen. Wir haben mit OES-Geschäftsführer Dr. Dominik Gronarz über Aufgaben, Ziele und Potenziale gesprochen.
futureSAX: Herr Dr. Gronarz, bitte beschreiben Sie in wenigen Worten die Kernkompetenzen und Hauptaufgaben des Technologienetzwerks Organic Electronics Saxony (OES).
Dominik Gronarz: Unsere Kernkompetenz ist die Vernetzung unserer Technologieakteure mit Anwendern aus neuen Zielmärkten. Aktuell adressieren wir insbesondere die Medizintechnik und Life Sciences. Aber auch Automotive und Luftfahrt, Sicherheit und Gebäudeintegration sowie Sensorik und Unterhaltungsindustrie sind für uns von großem Interesse.
futureSAX: Der Verein umfasst derzeit rund 40 Mitglieder aus vier Bundesländern. Aus welchen Branchen und Bereichen kommen die Mitglieder und wie sieht die Zusammenarbeit konkret aus?
Dominik Gronarz: Etwa ein Drittel unserer Mitglieder sind Forschungseinrichtungen und Universitätsinstitute. Der Großteil der restlichen 2/3 sind KMUs und Start-Ups, die sich alle mit organischer, gedruckter und flexibler Elektronik beschäftigen. Angefangen von der Materialentwicklung über die Prozess- und Systemintegration sowie dem Anlagenbau bis hin zur Entwicklung und Produktion von fertigen Bauteilen decken unsere Mitglieder die komplette Wertschöpfungskette ab.
Die Zusammenarbeit erfolgt entweder bilateral, oft jedoch auch in größeren, teils öffentlich geförderten Verbundprojekten. Häufig wird eine Zusammenarbeit durch die gemeinsamen Netzwerkveranstaltungen und Workshops initiiert.
futureSAX: Sachsen und insbesondere Dresden ist der größte Standort für die Produktion von organischen Halbleitern in Europa. OES wurde 2018 als „Ausgezeichneter Ort im Land der Ideen“ für die Zusammenarbeit mit Japan geehrt. Wie wichtig ist die Internationalisierung für OES und die Branche?
Dominik Gronarz: Wir merken immer wieder, dass unser Standort international große Beachtung erfährt. Zwar gibt es einige Global Player wie Samsung oder LG, deren Forschungsetat unsere sächsischen Potentiale bei weitem übersteigt. Jedoch ist gerade die agile KMU-Landschaft und die gemeinsame Entwicklungstätigkeit unserer Mitglieder ein Alleinstellungsmerkmal, um den uns viele internationale Partner beneiden.
Durch die BMBF-Bekanntmachung zur Internationalisierung von Netzwerken hatten wir die Möglichkeit, unsere seit neun Jahren bestehenden Kontakte nach Japan in eine dauerhafte Partnerschaft zu verfestigen. Durch die gemeinsame Kooperation und Zusammenarbeit in zwei vom BMBF geförderten Verbundprojekten zwischen 19 OES-Mitgliedern und 17 japanischen Akteuren wird der Stellenwert unserer Internationalisierungsaktivitäten deutlich hervorgehoben.
"Insbesondere die Unterstützung von Start-Ups und der Wissenstransfer sind für uns eine wichtige Säule in der Netzwerkarbeit. In diesem Bereich ist es vor allem wichtig, dass sämtliche Initiativen an einem Strang ziehen, sich abstimmen und gemeinsam die Gründerszene aktiv unterstützen."
Dominik Gronarz, Geschäftsführer Organic Electronics Saxony e.V. (OES)
futureSAX: OES koordiniert das Mittelstands Innovationsforum flexMED - Organische, flexible, gedruckte Elektronik in der Medizintechnik und Gesundheitsvorsorge. Herr Dr. Gronarz, wie profitiert der sächsische Mittelstand von diesen neuen Anwendungspotenzialen?
Dominik Gronarz: Gerade der Mittelstand ist der Innovationsmotor in Deutschland. Daher müsste dieser eigentlich besonders von unserer Initiative profitieren. Durch die neue europäische Medizinprodukteverordnung befürchten jedoch viele Akteure einen nicht zu bewältigenden Aufwand mit hohen Kosten und langen Zulassungszeiten. In der gemeinsamen Veranstaltung mit biosaxony wollen wir daher nicht nur die Potentiale der flexiblen Elektronik für die Medizin und Medizintechnik aufzeigen sondern den Teilnehmern auch die Angst vor der Zulassung nehmen und neue Finanzierungsmöglichkeiten aufzeigen. Geplant ist zudem, dass aus den Teilnehmern heraus Wünsche für die Medizin und Kompetenzen der flexiblen Elektronik präsentiert und anschließend mit allen Teilnehmern in Gruppen von 6-8 Experten intensiv diskutiert werden. So erhoffen wir uns gerade für den Mittelstand einen großen Impuls, der die Potentiale aufzeigt und zu innovativen Kooperationen zwischen unseren Mitgliedern und großen wie mittelständischen Medizintechnikunternehmen führt.
futureSAX: Die organische Elektronik ist eine vielversprechende Zukunftstechnologie. Der Dresdner Marktführer Heliatek plant weitere Investitionen in Millionenhöhe. Wo sehen Sie den sächsischen Standort im Jahr 2030 und welche Chancen oder auch Risiken gibt es?
Dominik Gronarz: Der Markt für die organische Elektronik ist in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen, auch wenn er stark hinter den Prognosen von vor 10 Jahren hinterher hinkt. Zu sehen ist dies beispielsweise an der Übernahme von Novaled durch Samsung oder dem Produktionsaufbau bei Heliatek. Auch die etwa ein Duzend Neu- und Ausgründungen aus unserer Technologie sprechen ein deutliches Bild.
Jedoch gibt es gerade in der organischen und flexiblen Sensorik noch einen verstärkten Forschungs- und Entwicklungsbedarf. Hier muss OES seine Technologiepartner weiter unterstützen, indem einerseits in den Zielbranchen die Nachfrage nach unserer Technologie erhöht und andererseits die öffentliche Förderung an diesem Punkt nicht zurück gefahren wird.
Neben den OLED-Displays und den organischen Solarfolien von Heliatek sehe ich 2030 dann gerade in der Sensorik ein extrem breites Anwendungsfeld, welches von sächsischen Forschern und Ingenieuren maßgeblich mit beeinflusst wird. Ich halte es zwar für unwahrscheinlich, dass wir in 10 oder 15 Jahren Ansiedlungen weltweit agierender Konzerne hier in Sachsen finden werden, jedoch setze ich auf unsere Hidden Champions, dass diese weiter wachsen und sich noch mehr Gründer finden, die ihr eigenes Unternehmen in unserer Branche aufbauen möchten.
futureSAX: Herr Dr. Gronarz, was war Ihr Beweggrund, Teil des futureSAX-Know-how-Netzwerkes zu werden, und wie wichtig sind solche branchenübergreifenden Plattformen für den Wissens- und Technologietransfer?
Dominik Gronarz: Insbesondere die Unterstützung von Start-Ups und der Wissenstransfer sind für uns eine wichtige Säule in der Netzwerkarbeit. In diesem Bereich ist es vor allem wichtig, dass sämtliche Initiativen an einem Strang ziehen, sich abstimmen und gemeinsam die Gründerszene aktiv unterstützen. Daher begrüße ich die Zusammenarbeit mit futureSAX außerordentlich und hoffe, gemeinsam mit allen sächsischen Technologieclustern sowie der WFS, der Hightech Startbahn und Dresden exists eine breite Plattform zum Wissensaustausch und branchenübergreifenden Veranstaltungen zu schaffen
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