futureSAX-Interview mit Anne Gärtner
„Sachsen bietet auf jeden Fall einen riesen Vorteil"
futureSAX-Interview mit Anne Gärtner, Konsortium AGENT-3D

Anne Gärtner, vom Konsortium AGENT-3D stand uns im Interview Rede und Antwort zu Fragen rund um das Konsortium, dessen Aufgaben und die Möglichkeiten im futureSAX-Know-how-Netzwerk.
futureSAX: Frau Gärtner, klären Sie uns auf – Konsortium AGENT-3D, was verbirgt sich dahinter?
Anne Gärtner: Das Konsortium AGENT-3D ist eine der größten strategischen Allianzen für die additiv-generative Fertigung bestehend aus über 120 Partnern aus Industrie und Forschung. Mit mehr als 20 Verfahren mit verschiedenen Materialien wie Metallen, Keramiken, Kunststoffen und Verbundwerkstoffen bietet das Netzwerk ein umfangreiches Know-how für Anwender der additiven Fertigung. Diese innovative Herstellungstechnologie zeichnet sich durch den schichtweisen Aufbau von Bauteilen auf Basis eines digitalen 3D-Modells aus.
In der IDTechEx Studie „3D Printing Metals 2018 - 2028: Technology and Market Analysis“ wird der additiven Fertigung mit Metallen bis 2028 ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 23 Prozent prognostiziert. Der Umsatz wird bis 2028 auf 12 Milliarden US-Dollar weltweit steigen. Der Wohlers Report 2018 bestätigt den Trend: von 2016 zu 2017 stieg der Verkauf der Drucksysteme mit Metallen weltweit um rund 80%. Die neuen Möglichkeiten u.a. hinsichtlich Bauteilgestaltung und Funktionsintegration wurden also von Industrie und Forschung erkannt und nun genutzt. Möchte Deutschland Schritt halten mit der weltweiten Entwicklung in der additiven Fertigung, bedarf es genau solcher strategischen Allianzen wie AGENT-3D.
futureSAX: Ihr Netzwerk zielt darauf ab, die additiv-generierte Fertigung zur Schlüsseltechnologie in der Industrie 4.0 zu entwickeln und Deutschland hier als Leitanbieter zu positionieren. Wo befinden Sie sich derzeit in diesem Prozess und was werden die nächsten Schritte sein?
Anne Gärtner: Das Programm „Zwanzig20 – Partnerschaft für Innovation“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung besteht im Wesentlichen aus zwei Phasen: Der Strategiephase und der Umsetzungsphase. Zu Beginn wurde eine Roadmap mit den Schwerpunkten Technologie, Produkt und Gesellschaft erstellt und kontinuierlich aktualisiert. Diese galt es in der Umsetzungsphase mittels konkreter Technologievorhaben zu realisieren. Derzeit laufen bereits zehn Technologievorhaben u.a. zur Funktionsintegration in additiv gefertigten Bauteilen, Multimaterialherstellung und der Fertigung topologieoptimierter Großbauteile, mit dem Ziel eine marktfähige Lösung einer konkreten Endanwendung zu entwickeln. In diesem und kommenden Jahr werden noch 13-15 weitere Machbarkeitsstudien bewilligt. Wir sind stolz darauf, so viele verschiedene Themenstellungen gemeinsam mit unseren Partnern angehen zu dürfen.
futureSAX: Ihr Netzwerk verfügt derzeit über 120 Partner. Wie sieht die Zusammenarbeit konkret aus und aus welchen Bereichen würden Sie sich noch mehr Zuwachs wünschen?
Anne Gärtner: Großunternehmen, wie die Siemens AG, Rolls Royce Deutschland oder Airbus Group Innovation sind Treiber im Konsortium. Auch regionale und überregionale KMU sowie Forschungseinrichtungen werden als kompetente Partner eingebunden. Die Ausschreibungsphase ist beendet, die 45 Mio. Euro Fördergelder des BMBF sind verplant. Jedoch ist es möglich, über unseren Verein AGENT-3D mit den Projekten und den Projektpartnern in Kontakt zu treten. Es wird immer wieder Möglichkeiten geben, sich gemeinsam zu Projekten zusammenzufinden und konkrete Problemstellungen zu lösen bzw. Lösungen aus den Technologievorhaben zu adaptieren. Interessenten können sich dem Verein jederzeit anschließen. Darüber hinaus organisieren wir verschiedene Veranstaltungen wie unser World Café „Digital Logistics & Retail meets 3D Printing“ am 08.05.18, Konferenzen, Workshops und Führungen. Die Veranstaltungen eignen sich hervorragend, um mit neuen Branchen und Experten aus der additiven Fertigung in Kontakt zu kommen. Benötigt jemand aus unserem Netzwerk konkrete Hilfe, dann vermitteln wir unter unseren Partnern.
Perspektivisch wünschen wir uns auf jeden Fall Zuwachs aus den neuen Bundesländern, denn dies ist ein Programmschwerpunkt und unsere Aufgabe: Die KMU-Landschaft zu stärken und die Akteure aus den neuen Bundesländern zu fördern. Unternehmen und Institutionen, die sich mit der additiven Fertigung befassen oder beabsichtigen, in diese Branche einzusteigen, sind herzlich willkommen.
"Die Zukunft des Erfolgs liegt ganz klar im Teilen von Informationen, Wissen und Technologien. Die Beteiligung am futureSAX-Know-how-Netzwerk ist für uns ein weiterer Schritt in diese Richtung."
Anne Gärtner, Konsortium AGENT-3D
futureSAX: Sie sind eines der zehn Projektkonsortien, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des „Zwanzig20 – Partnerschaft für Innovation“ – Programms gefördert wird. Fünf dieser Konsortien sitzen, wie Sie, in Sachsen – ein Standortvorteil?
Anne Gärtner: Sachsen bietet auf jeden Fall einen riesen Vorteil hinsichtlich der guten Förderbedingungen und der qualifizierten Ausbildung. In den Städten Leipzig, Chemnitz, Mittweida und Dresden gibt es mehrere Institute und Unternehmen, die additive Verfahren anwenden. Darüber hinaus gibt es in Sachsen einige KMU, die sich mit der Thematik auseinandersetzen. Speziell Dresden bietet mit seiner hohen Dichte an Forschungseinrichtungen und der Exzellenzuniversität gute Voraussetzungen. Doch ohne die Beteiligung weiterer Bundesländer wäre das Konsortium nicht so erfolgreich. Wir benötigen genauso die Unterstützung und das Know-how der Firmen aus den restlichen 15 Bundesländern.
futureSAX: Was war Ihr Beweggrund, Teil des futureSAX-Know-how-Netzwerkes zu werden, und wie wichtig sind für Sie branchenübergreifende Plattformen für den Wissens- und Technologietransfer?
Anne Gärtner: AGENT-3D und futureSAX haben einige Gemeinsamkeiten: Auch wir setzen auf interdisziplinäre Zusammenarbeit. Denn oftmals führt Thinking-outside-the-box zu neuen Lösungsansätzen. Zumal die Problemstellungen und Lösungen oftmals auch auf andere Branchen übertragen werden können. Zudem ist auch unser Netzwerk jeder Zeit für neue Partner offen. Wir erachten die agile Zusammenarbeit im Verbund als innovationsfördernd. Die Zukunft des Erfolgs liegt ganz klar im Teilen von Informationen, Wissen und Technologien. Die Beteiligung am futureSAX-Know-how-Netzwerk ist für uns ein weiterer Schritt in diese Richtung.
futureSAX: Zu guter Letzt: Wie soll/ wird es mit AGENT-3D nach 2022 weitergehen?
Anne Gärtner: Wir wünschen uns eine langfristige, nachhaltige Struktur. Denn auch wenn das Förderprogramm 2022 ausläuft, gilt es noch zahlreiche Herausforderungen im Bereich der additiven Fertigung zu überwinden. AGENT-3D möchte weiterhin für seine Partner da sein und eine Plattform für Forschung, Innovation und Wachstum bieten.
Mehr Informationen zum Konsortium 3D-Agent finden Sie hier: Konsortium 3D-Agent.