"Innovationshürden bestehen in den Köpfen der Menschen."
"Innovationshürden bestehen in den Köpfen der Menschen."
„Die meisten Innovationshürden bestehen in den Köpfen der Menschen.“ sagt René Beckert von der EMEC Prototyping GmbH. Beim futureSAX-Innovationsforum wird er im World Café Tischpate für das Thema "Innovationsprozesse strukturieren" sein. Hier erfahren Sie sicher auch, wie Herrn Beckert ein Skateboard dabei hilft, die Kompetenz seines Unternehmens besser zu veranschaulichen.
1. Die EMEC Prototyping GmbH verknüpft die beiden Felder Elektronik und Mechanik in der Entwicklung von Prototypensystemen. Sie sind also ganz nah dran an den Innovationen und sogar am Schaffungsprozess beteiligt. Lassen sich immer alle Ihre innovativen Ideen bzw. die Ihrer Kunden umsetzen? Was tun Sie, um „Innovationshürden“ zu meistern?
Als Dienstleistungsunternehmen im Bereich der Produkt-, Verfahrens- und Anlagenentwicklung ist es für uns essentiell, die wesentlichen Themenfelder Mechanik, Elektronik und Software zu besetzen. Gerade im Zeitalter zunehmender Automatisierung, Digitalisierung und Flexibilität können wir hierdurch einen entscheidenden Marktvorteil erreichen.
Grundsätzlich lassen sich fast alle Ideen umsetzen, die Hürde zwischen dem bestehenden Innovationslevel eines Kunden und der Neuentwicklung sollte aber nicht zu hoch sein. Ist die Innovation zu weit gegriffen, bekommen viele Unternehmen Probleme, diesen Sprung in der Entwicklung, Fertigung oder auch Belegschaft einzuführen. Viele Unternehmen - gerade in den neuen Bundesländern - fangen nach vielen Jahren als Dienstleitungsunternehmen erst an, eigene Produkte mit allen dazu gehörenden Prozessen einzuführen. Hier sollte man zu Beginn den Innovationsgrad genau abstecken, um das Risiko, das jede Entwicklung trägt, zu minimieren.
Nehmen Sie hier das Beispiel Steve Jobs: Er ist mit seinem ersten Smartphone in den 90iger Jahren gescheitert. Die Technologie war damals noch nicht weit genug und die Menschen konnten ohne Breitbandverbindungen nichts mit dem Gerät anfangen. Als er es 2007 erneut gewagt hat, waren die Technologie und die Leute bereit und heute ist Apple einer der größten Anbieter in dem Feld.
Die meisten Innovationshürden bestehen in den Köpfen der Menschen. Den Spruch: „Das machen wir schon immer so.“ hört man doch recht oft. Es braucht in den Unternehmen an dieser Stelle Menschen, die wirklich einschätzen können, was man im Unternehmen umsetzen kann und was nicht. Technisch kommen wir relativ selten an eine Stelle, an der nichts mehr geht und wenn doch, muss man einen alternativen Lösungsweg erarbeiten.
2. Die EMEC Prototyping GmbH wurde selbst erst 2010 gegründet. Wie hat sich das Unternehmen seitdem entwickelt? Was ist das Spannendste, das Sie in der Firmengeschichte erlebt haben?
Begonnen haben wir mit der Entwicklung von Prototypen für Akkuwerkzeuge der Firma Bosch. Mit den gewonnenen Kompetenzen und der Denk- und Arbeitsweise eines großen Konzerns konnten wir uns anschließend sehr erfolgreich im Bereich der Elektrofahrräder etablieren und unsere Leistungen neben der Entwicklung auch im Bereich Test anbieten.
Seit 2013 entwickeln wir neben mobilen Systemen auch stationäre Anlagen, beispielsweise für die Lebensmittelindustrie. Das klingt jetzt erstmal nicht naheliegend, es gibt aber weitaus mehr Überschneidungen als man zunächst vermutet. Durch unsere themenübergreifende Kompetenz, können wir auch in diesen klassischen Industriebereichen eine Reihe von sehr komplexen Anforderungen zur großen Zufriedenheit unserer Kunden erfüllen. Hier heben wir uns auch von den klassischen Entwicklungsdienstleistern im Markt ab.
In den letzten 5 Jahren haben wir uns dadurch von einem typischen Dienstleistungsunternehmen für Produktentwicklung zu einem Turn-Key-Anbieter weiterentwickelt. Aus diesem Grund verfügen wir auch seit 2015 über hausinterne Fertigungskapazitäten. Das ermöglicht uns eine zeitnahe Reaktion auf Anfragen und Änderungswünsche unserer Kunden und mehr Flexibilität in der Umsetzung.
Einen gewissen Spannungsbogen bieten alle Projekte. Da EMEC meistens am Anfang eines Innovationszyklus steht, bekommen wir natürlich auch den größten Teil der spannenden Abschnitte mit. Aber eines kann man feststellen, egal mit welchem Unternehmen man arbeitet, wenn die Leute nach einer Entwicklung die Technik erleben, leuchten bei vielen die Augen. Ein großes Highlight für EMEC war aber Anfang diesen Jahres, als die ersten von uns entwickelten Akkuprodukte, ein Rasentrimmer und ein Rasenmäher wirklich im Handel zu kaufen waren und sich tatsächlich großer Beliebtheit erfreuen.
3. Herr Dr. Beckert, am 27. Oktober sind Sie persönlich beim futureSAX-Innovationsforum aktiv beim World Café eingebunden. Die Veranstaltung steht unter dem Motto „Branchenübergreifend Potenziale entdecken und Innovationen managen“. Welche Potenziale schlummern Ihrer Meinung nach an solchen Schnittstellen?
Aus meiner Sicht ist es bzw. muss es die Stärke der deutschen Wirtschaft werden, solche Potentiale zu erkennen und schneller als bisher auszunutzen. Der Grad der Industrialisierung ist in Deutschland einer der höchsten weltweit. Um uns weiter zu entwickeln, müssen wir diese Synergien nutzen. Eine große Herausforderung wird dabei sein, unsere klassischen Themenfelder wie Maschinenbau und Elektrotechnik mit den neuen digitalen Möglichkeiten zu kombinieren. Im Maschinebau sind die Entwicklungszeiten und Standards ganz andere als z.B. der App- oder Softwareentwicklung. Darauf muss die Wirtschaft besser reagieren, um auch zukünftig zur Spitze zu gehören.
Wenn uns das gelingt und wir z.B. auch Start-ups besser als bisher mit Kapital versorgen, wird Deutschland einen gewaltigen Sprung machen. Themenfelder wie Robotik, Elektromobilität und GreenEnergy sind prädestiniert für branchenübergreifende Ausnutzung von Synergien.
4. Beim World Café werden Sie sich mit den anderen Teilnehmern rund um das Thema „Innovationsprozesse strukturieren“ austauschen. Welche Kernbotschaft ist Ihnen besonders wichtig zu vermitteln?
Innovationen müssen gelebt und unterstützt werden. Prozesse können dabei nur der strukturierten Aufarbeitung dienen. Man kann eine Erfindung nicht planen, man kann nur die Rahmenbedingungen schaffen, dass die Erfindung erkannt, hinsichtlich der Höhe bewertet und im Anschluss auch verwertet werden kann. Wir nutzen bei EMEC ein Elektroskateboard als Entwicklungsplattform, um neue Innovationen im Bereich von mobilen elektrischen Antriebssystemen zu entwickeln und zu testen. Das Skateboard haben wir selber entwickelt, auch um unsere Kompetenz besser veranschaulichen zu können. Ich denke, hierüber lässt sich eine Vielzahl von Ansätzen für Diskussionen ableiten. Ansonsten bieten sicherlich auch die Anregungen der Teilnehmer genügend Raum für einen interessanten Diskurs.
6. Und zu guter Letzt: Worauf freuen Sie sich beim futureSAX-Innovationsforum eigentlich am meisten?
Da es mein erstes Innovationsforum ist, zunächst einmal das Format kennen zu lernen. Darüber hinaus natürlich auch auf die Teilnehmer und deren innovative Ideen. Vielleicht ergibt sich ja eine spannende Diskussion oder sogar eine Kooperation.
Mehr zum futureSAX-Innovationsforum am 27. Oktober in Plauen erfahren Sie hier: www.futuresax.de/innovationsforum