futureSAX-Interview mit Rudolf Kawalla

  1. futureSAX - Innovationsplattform des Freistaates Sachsen
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„Zugute kommt uns dabei die sehr enge fachübergreifende Vernetzung"

futureSAX-Interview mit Rudolf Kawalla, Prorektor für Forschung Technische Universität Bergakademie Freiberg (TUBAF) und Vorstand Leichtbau-Allianz Sachsen e.V.

Unternehmen und Wissenschaft haben auf dem futureSAX-Innovationsforum 2018 zu den branchenübergreifenden Anwendungspotenzialen von Leichtbau diskutiert. Dabei zeigte sich das breite und exzellente Spektrum der anwendungsorientierten Forschung- und Entwicklungsarbeit in Sachsen. Diese Kompetenzen zu bündeln und somit den Leichtbau-Standort Sachsen national und international zu stärken ist das vorrangige Ziel des Leichtbau-Allianz Sachsen e.V.. Die Technische Universität Bergakademie Freiberg (TUBAF) koordiniert den Verein. Prof Rudolf Kawalla, Prorektor für Forschung an der TUBAF spricht mit uns im Interview über diese Aufgabe und die Rolle der Universität im Leichtbau.

futureSAX: Herr Prof. Dr.-Ing. Kawalla, die Technischen Universität Bergakademie Freiberg (TUBAF) hat ihr Forschungsprofil neben den traditionellen Montanwissenschaften stark erweitert. Bitte beschreiben Sie in wenigen Worten die Kernkompetenzen und Forschungsschwerpunkte der TUBAF.

Rudolf Kawalla: Die TU Bergakademie Freiberg versteht sich als zukunftsorientierte Ressourcenuniversität mit den Profilschwerpunkten Geo, Material, Energie und Umwelt. Im Vordergrund von Forschung und Lehre an unserer Universität stehen die Entwicklung einer nachhaltigen Rohstoff- und Energiewirtschaft sowie der Kreislaufwirtschaft für Materialien und Werkstoffe.

Leichtbauwerkstoffe und -anwendungen bilden insofern einen wichtigen Gegenstand für uns, dass sie einen maßgeblichen Beitrag zur Material- und Energieeffizienz leisten. Wichtig sind dazu jedoch auch eine möglichst effiziente und umweltschonende Erzeugung und Verarbeitung sowie Strategien für ein möglichst umfassendes Recycling der eingesetzten Roh- und Werkstoffe. Einen zentralen Schwerpunkt bilden bei uns traditionell die metallischen Leichtbauwerkstoffe, zu denen neben den Leichtmetallen, wie Aluminium-, Magnesium- und Titanlegierungen, auch die höchstfesten Stähle sowie innovative metall-keramische Werkstoffverbunde zählen. Bei der Entwicklung von Werkstofftechnologien für diese Leichtbaumaterialien zählen wir zu den weltweit führenden Forschungseinrichtungen.

futureSAX: Die TUBAF ist die kleinste sächsische Universität – gleichzeitig liegt sie bei der Einwerbung von Drittmittel pro Professor im ostdeutschen Vergleich auf dem ersten Platz. Welche Rolle spielt dabei die enge Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft an der TUBAF?

Rudolf Kawalla: Die TU Bergakademie Freiberg pflegt traditionell enge Verbindungen zur Wirtschaft. Darüber hinaus sind die Themen, an denen wir forschen von hoher gesellschaftlicher Relevanz, die auch für Industriepartner von großem Interesse sind. Unsere Wissenschaftler sind deshalb sehr erfolgreich bei der Einwerbung von Mitteln seitens der EU und des Bundes. Dazu kommt eine sehr starke Grundlagenforschung, was sich bspw. in zwei Sonderforschungsbereichen und einem Schwerpunktprogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) widerspiegelt. Zugute kommt uns dabei die sehr enge fachübergreifende Vernetzung innerhalb der Universität, die es ermöglicht, komplexe Problemstellungen interdisziplinär und ganzheitlich zu bearbeiten.

futureSAX: Der Transfer von der Wissenschaft in die Wirtschaft gelingt an der TUBAF unter anderem durch universitäre Spin-offs wie Freiberg Instruments, PARFORCE oder die Gründung des FI Freiberg Institut für vernetzte Energieautarkie GmbH. Welche weiteren Potenziale für den Transfer sehen Sie an der TUBAF.

Rudolf Kawalla: Neben erfolgreichen Ausgründungen gibt es auch einen sehr starken Wissens- und Technologietransfer in der Zusammenarbeit mit etablierten Unternehmen. Insbesondere in der Rohstoff- und Energiewirtschaft sowie der Werkstoff- und Grundstoffindustrie ist die TU Bergakademie Freiberg auch im weltweiten Maßstab exzellent vernetzt, so dass Ergebnisse aus der Forschung unmittelbar zu Innovationen in der Praxis umgesetzt werden können.

Einen nicht zu unterschätzenden Beitrag leisten zudem unsere Absolventen, die in der Wirtschaft einen exzellenten Ruf haben und die oft an einflussreichen Stellen in den Unternehmen zu finden sind. Neben einem Studium mit direktem Bezug zu aktuellen Forschungsthemen trägt auch die nach dem Studium fortdauernde enge Bindung zur Universität dazu bei, den Transfer aus der Forschung in die Wirtschaft zu unterstützen.

Neben den beschriebenen bereits sehr erfolgreich etablierten Transfermaßnahmen, die sich direkt aus bestehenden Kontakten mit der Wirtschaft ableiten, arbeiten wir gegenwärtig daran, Strukturen zu schaffen, über die wir potentielle Transferpartner noch aktiver ansprechen möchten. Generell sehen wir noch viel Potential dafür, den Forschungstransfer weiter zu stärken und den Umfang der diesbezüglichen Angebote der Universität zu erweitern.

"Neben erfolgreichen Ausgründungen gibt es auch einen sehr starken Wissens- und Technologietransfer in der Zusammenarbeit mit etablierten Unternehmen. Insbesondere in der Rohstoff- und Energiewirtschaft sowie der Werkstoff- und Grundstoffindustrie ist die TU Bergakademie Freiberg auch im weltweiten Maßstab exzellent vernetzt, so dass Ergebnisse aus der Forschung unmittelbar zu Innovationen in der Praxis umgesetzt werden können."

Rudolf Kawalla, Prorektor für Forschung Technische Universität Bergakademie Freiberg (TUBAF) und Vorstand Leichtbau-Allianz Sachsen e.V.

futureSAX: Sachsen ist ein führender Standort bei der Entwicklung und Anwendung der Schlüsseltechnologie Leichtbau. Mit der Gründung des Leichtbau-Allianz Sachsen e.V., koordiniert an der TUBAF, werden seit 2017 die sächsischen Kompetenzen gebündelt. Bitte erläutern Sie die Ziele und Aufgaben der Leichtbau-Allianz Sachsen. Welche Chancen und Herausforderungen sehen Sie für den Standort Sachsen?

Rudolf Kawalla: Hauptaufgabe des Leichtbau-Allianz Sachsen e.V. ist die Förderung von Wissenschaft und Forschung sowie des Wissens- und Technologietransfers auf dem Gebiet des Leichtbaus. Das Netzwerkkonzept ist ganzheitlich auf Leichtbautechnologien (Konstruktion, Werkstoffe, Produktionstechnik) und alle Bereiche der zugehörigen Wertschöpfungskette ausgerichtet.

Damit soll eine Informationsplattform zum wissenschaftlichen Austausch über die Leichtbaubranche und leichtbaurelevante Technologien geschaffen werden. Auch soll damit die Zusammenarbeit und Initiierung gemeinsamer Maßnahmen und Strategien zur gemeinsamen Entwicklung von Leichtbautechnologien, -werkstoffen und -anwendungen gefördert werden, wobei sich die Mitglieder perspektivisch auch hinsichtlich regionaler, überregionaler und internationaler Forschungsprojekte beraten lassen können sowie selbst auch politische Entscheidungsträger beraten sollen. Zudem werden sich der Verein und die durch ihn vertretene Leichtbaubranche künftig noch stärker regional und überregional präsentieren.

futureSAX: Welche Rolle spielt der Wissen- und Technologietransfer in der Leichtbau-Allianz Sachsen? Wie kann Ihrer Meinung nach der Transfer von der Forschung in die Anwendung noch besser unterstützt werden und welche ungenutzten Transferpotenziale sehen Sie in Sachsen?

Rudolf Kawalla: Eine sehr große Rolle. Der Wissens- und Technologietransfer wird durch die gezielte Bündelung von Erfahrungen und Know-how der in dem Verein zusammengeschlossenen Hochschulen, Unternehmen und Forschungseinrichtungen der Leichtbaubranche verwirklicht. Die zeitnahe und effektive Überführung wissenschaftlicher Entwicklungen auf dem Gebiet des Leichtbaus in industrielle Anwendungen bietet ein großes Potenzial und liefert wichtige wirtschaftliche und beschäftigungspolitische Impulse.

Bisher gab es eine partielle Vernetzung der sächsischen Leichtbauakteure, wodurch die vorhandenen Potenziale ungenügend ausgeschöpft wurden. Insbesondere die im Bereich der Zulieferindustrie zahlreichen KMU ohne eigene Forschung und Entwicklung können von der Leichtbau-Allianz Sachsen maßgeblich profitieren und erhalten Anschluss an die Ergebnisse international führender Spitzenforschung. Dadurch sollen die sächsischen Unternehmen auch im internationalen Wettbewerb gestärkt werden. Zudem vernetzen wir uns über die sächsischen Kontakte hinaus mit zahlreichen internationalen Partnern, woraus sich für die Leichtbau-Allianz Sachsen und die sächsische Wirtschaft viele positive Impulse ergeben.

futureSAX: Welche Rolle spielen Ihrer Ansicht nach branchenübergreifende Innovationsplattformen, wie futureSAX in diesem Zusammenhang?

Rudolf Kawalla: futureSAX kann die Leichtbau-Allianz Sachsen durch seine sehr gute Vernetzung innerhalb Sachsens auch zwischen den Wissenstransferakteuren ideal beim Wissens- und Technologietransfer unterstützen und damit auch die sächsische Forschung und Wissenschaft maßgeblich weiterbringen.

futureSAX: Vielen Dank für das Interview.

Mehr zur Technischen Universität Bergakademie Freiberg erfahren Sie hier.

Mehr zum Leichtbau-Allianz Sachsen e.V. erfahren Sie hier.

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