C³– Carbon Concrete Composite will Deutschland als Leitanbieter für Carbonbeton etablieren
C³– Carbon Concrete Composite will Deutschland als Leitanbieter für Carbonbeton etablieren
Für den Vertreter des Vorstandes in Deutschlands größtem Bauforschungsprojekt C³ – Carbon Concrete Composite e.V., Dr.Ing. Frank Schladitz, steht das Ziel fest – Deutschland als Leitanbieter für Carbonbeton weltweit zu etablieren. Wie der Weg für Ihn bis dahin aussieht und welche Rolle Netzwerke wie futureSAX dabei für ihn spielen, erklärt er im Interview.
futureSAX: Herr Schladitz, bitte beschreiben Sie Ihr Unternehmen in wenigen Worten:
Dr.-Ing. Frank Schladitz : C³ – Carbon Concrete Composite ist ein Innovationsnetzwerk von über 130 Partnern aus Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Verbänden. Unser Ziel ist es, den neuen Baustoff Carbonbeton zu erforschen und in die Praxis einzuführen. Bis 2020 sollen in dem Projekt alle Voraussetzungen geschaffen werden, um die völlig neue C³-Bauweise mit Carbonbeton zu etablieren und den Stahl durch Carbon als neue Bewehrungsstruktur zu ersetzen. Somit ergibt sich überall dort ein Markt, wo in Zukunft ressourcen- und energieeffiziente, langlebige, platzsparende und intelligent vernetzte Bauweisen benötigt werden. Im Rahmen der Innovationsinitiative „Unternehmen Region“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) ist C³ eines von zehn geförderten Projekten innerhalb des Einzelprogrammes „Zwanzig20 – Partnerschaft für Innovation“.
futureSAX: Welche Bedeutung hat der Wissens- und Technologietransfer für die wirtschaftliche Entwicklung im Allgemeinen und für Ihre Einrichtung im Speziellen?
Dr.-Ing. Frank Schladitz: Mit dem C³-Projekt wollen wir engere Beziehungen zwischen wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Akteuren etablieren, um wichtige Schlüsseltechnologien in der Wertschöpfungskette fest in Deutschland zu verankern. Der Wissens- und Technologietransfer ist daher nicht nur für uns sondern auch für die wirtschaftliche Entwicklung im Allgemeinen unerlässlich, um Carbonbeton auch international ein Gewicht zu geben und Deutschland als Leitanbieter des Carbonbetons weltweit zu positionieren. Die neue Art des Bauens mit Carbonbeton bringt unmittelbar positive Effekte für die Stakeholder von bauwerksspezifischen Bauvorhaben, wie Bauherren, Architekten und Bauunternehmer. Darüber hinaus ist Carbonbeton gegenüber dem Stahlbeton die nachhaltigere und ressourcenschonendere Bauweise, sodass das C³-Projekt auch gesellschaftlich gesehen von höchster Relevanz ist.
futureSAX: An welcher Stelle/ in welcher Rolle sehen Sie sich beim Wissens- und Technologietransfer?
Dr.-Ing. Frank Schladitz: Carbonbeton wurde aufbauend auf seinem Vorgänger, dem Textilbeton, entwickelt. Dadurch existierte von Beginn an ein breitgefächertes Netzwerk aus Forschung, Entwicklung und Anwendung. Durch die Gründung des C³-Konsortiums 2014 wurden diese Akteure in einen Rahmen gefasst. Wir bilden somit die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft und koordinieren alle relevanten Kompetenzbereiche, die mit gemeinsamen Kräften an der Markteinführung von Carbonbeton arbeiten.
futureSAX: Welche Bedeutung haben Ihrer Ansicht nach branchenübergreifende Netzwerke, wie das futureSAX-Know-how-Netzwerk in diesem Zusammenhang?
Dr.-Ing. Frank Schladitz: Am 27. Oktober 2015 fand das futureSAX-Innovationsforum zum Thema „Branchenübergreifende Potenziale entdecken und Innovationen managen“ in Plauen statt. Die teilnehmenden Unternehmer waren begeistert von der Veranstaltung und es entstanden viele Kontakte und Ideen für branchenübergreifende Kooperationen. Um dieses Bedürfnis der Plauener Unternehmerschaft zu befriedigen, entschlossen wir uns, aktiver Teil des Know-how-Netzwerkes zu werden. Das mit dem Ziel, die regionalen Unternehmen noch besser zu fördern.
futureSAX: Welche Bedeutung haben Ihrer Ansicht nach branchenübergreifende Netzwerke, wie das futureSAX-Know-how-Netzwerk in diesem Zusammenhang?
Dr.-Ing. Frank Schladitz: Die Bedeutung von Netzwerken beschreibt das Zitat des griechischen Philosophen Platon sehr treffend. So soll er gesagt haben: „Wenn zwei Knaben jeder einen Apfel haben und sie diese Äpfel tauschen, hat am Ende auch nur jeder einen. Wenn aber zwei Menschen je einen Gedanken haben und diese tauschen, hat am Ende jeder zwei neue Gedanken.“ Branchenübergreifende Netzwerke bündeln einerseits gezielt die Kompetenzen entlang einer gesamten Wertschöpfungskette, um vordefinierte Produkte erfolgreich auf dem Markt zu platzieren. Für den Carbonbetonbereich wäre hier u. a. die Chemie-, Maschinenbau- und Baubranche zu nennen. Die Netzwerke fördern gezielt den notwendigen – im Alltag oft untergehenden – Informationsaustausch. Branchenübergreifende Netzwerke wie beispielsweise futureSax öffnen zusätzlich den Blick in Branchen, mit den man nicht zwangsläufig zusammenarbeitet. Meist führt erst dieses Schauen über den Tellerrand hinaus zu echten Innovationen. Vor allem für den Mittelstand sind Netzwerke, wie futureSAX, ein praktisches Instrument, um auf den sich schnell ändernden Märkten langfristig bestehen zu können.
Wie kann Ihrer Meinung nach der Wissens- und Technologietransfer von der Forschung in die Anwendung noch besser unterstützt werden?
Dr.-Ing. Frank Schladitz: Aus meiner Sicht muss es eine klare Trennung zwischen der Grundlagenforschung und der praxisorientierten Forschung geben. Stellt man bei der Grundlagenforschung sofort die Fragen nach dem Markt, bleibt keine Zeit, um auch mal Irrwege zu riskieren und echte neue Innovationen werden ausbleiben. Bei der praxisorientierten Forschung sollten die Frage nach dem Markt sowie nach vermarktbaren Produkten und Dienstleistungen jedoch im Mittelpunkt stehen. Bei der Überführung des Wissens und der Technologie in die Praxis spielen – meiner Meinung nach – auch weiche Faktoren, wie Sympathie, Vertrauen, Motivation sowie die Übereinstimmung der Ziele eine entscheidende Rolle. Sind diese Faktoren gegeben, ist der Weg zum Erfolg zwar immer noch ein weiter, er gestaltet sich jedoch leichter und transparenter. Gute Netzwerkarbeit sollte die Verbesserung genau dieser Faktoren unterstützen.
futureSAX: Wie trägt die C³-Konferenz dazu bei Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft in spannenden innovativen Projekten zusammenzuführen?
Dr.-Ing. Frank Schladitz: Im Rahmen der C³-Konferenz präsentieren die Leiter der knapp 30 verschiedenen Forschungs- und Entwicklungsvorhaben die Ergebnisse ihrer zum Teil jahrelangen Arbeit. Diese Ergebnispräsentationen führen zwangsläufig zu einem fachübergreifenden und interdisziplinären Austausch zwischen den Teilnehmern. Die auf den Präsentationen aufbauenden Ideen können in den Pausen, bei der Abendveranstaltung und in anschließenden Workshops ausgetauscht werden. Wenige Wochen nach der C³-Konferenz beginnt die Ausschreibung der nächsten C³-Förder- und Entwicklungsphase, so dass die Ideen sofort in spannenden innovativen Projekten umgesetzt werden können. Der Grundstein aller C³-Vorhaben ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft.